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Inklusion beim FC St. PauliSegeln mit Rollstuhl, Kind und Kegel

Seit 2018 hat der FC St. Pauli eine Segelsparte. Nun hat der Verein ein barrierefreies Boot für Menschen mit und ohne Behinderung getauft.

Willkommen an Bord: Seit zwei Jahren hat Taufpate Dirk Thalheim einen Segelschein Foto: Miguel Ferraz

Hamburg taz | Der Wind bläst das Segel auf und das Boot bekommt eine schräge Lage. Dann müssen die SeglerInnen sehr schnell auf die Wetterbedingungen reagieren, die Seite wechseln. So funktioniert Segeln eigentlich. Aber so viel Körpereinsatz ist im neuen Segelboot des FC St. Pauli nicht mehr notwendig. Das Boot hat zwei Sitze, von denen aus alles gesteuert werden kann – auch von SeglerInnen mit Behinderung.

Am Samstag hat der Segelverein das inklusive Segelboot auf den Namen „Forza“ getauft. „Das ist eine tolle Sache, endlich mit mehreren Leuten segeln zu können“, sagt Taufpate Dirk Thalheim. Er sitzt im Rollstuhl, hat aber vor zwei Jahren seinen Segelschein bei der Segelschule Käpt’n Prüsse an der Außenalster gemacht. Allerdings gibt es dort nur ein Einer-Boot für Menschen mit Handicap. In der Kieljolle könne er zu zweit oder sogar mit mehreren aufs Wasser. Als Thalheim hörte, dass der FC St. Pauli eine Segelsparte eröffnete, wurde er sofort Mitglied. „Ich wohne in Hamburg und freue mich, hier den Sport machen zu können.“

Finanziert wurde das Boot über die Abteilung „Fördernde Mitglieder“, die auch den Liegeplatz im Hamburger Segelclub (HSC) für die Dauer eines Jahres sponserte. Seit dem 10. Januar 2018 habe der FC St. Pauli als erster Profi-Fußballclub in Deutschland eine Segelsparte, sagt Anja Düvel, Ansprechpartnerin für Inklusion.

Der Name für das Boot sei schnell gefunden worden. „Forza“ kann man mit „Stärke“ oder „Auf geht’s“ übersetzen. „Das passt hervorragend zum Grundgedanken des Vereins.“

Das Boot ist eine Kieljolle, die nicht kentern kann. Das liegt daran, dass der Schwerpunkt des Bootes in der Mitte liegt. Die in England hergestellten Jollen eignen sich daher besonders gut für den Behindertensport. Besonders ist zudem, dass eine Schiene mit Sitzen eingesetzt werden kann.

Diese Sitze gewährleisten Stabilität und Sicherheit, alle Funktionen des Bootes können von ihnen aus genutzt werden. So können auch Menschen segeln, die nur ihre Arme nutzen können. Es sei nämlich egal, ob jemand noch alle Beine habe, nur eins oder keine, so Düvel. „Wir verstehen uns als Team und wollen Teamsport mit und für alle stärken.“ Wichtig sei lediglich, dass eine Person mit Segelschein an Bord sei, sagt Düvel.

Bereits 2018 hatte der FC St. Pauli inklusive Schnupper-Segeltage für RollstuhlfahrerInnen, Sehbehinderte – SeglerInnen ebenso wie neu Segelnde –angeboten. Das sei in Hamburg einmalig, sagt Düvel. Deutschlandweit gebe es nur in Lübeck und Rendsburg zwei weitere Vereine, die Segeln für Menschen mit und ohne Behinderung anböten.

Thalheim lässt sich von seiner Querschnittslähmung beim Segeln nicht einschränken. Natürlich hänge es von der persönlichen Beeinträchtigung der Einzelnen ab, wie gut das Boot genutzt werden könne. „Ich als Rollstuhlfahrer komme zum Beispiel relativ leicht auf den Steg, an und in das Boot und kann es gut bedienen“, sagt Thalheim.

Es sei toll, dass nun auch Menschen mit Einschränkungen aktiv und selbstständig segeln können. Zuvor seien sie nur passive BegleiterInnen an Bord gewesen.

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