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Kiel behält Ermittlungen

Antrag der Familie, den Fall der zu Tode gekommenen „Gorch Fock“-Kadettin neu zu vergeben, abgelehnt

Die Staatsanwaltschaft Kiel behält den Fall der 2008 ums Leben gekommenen „Gorch Fock“-Kadettin Jenny Böken. Die Generalstaatsanwaltschaft in Schleswig-Holstein habe den Antrag des Vaters, die Ermittlungen einer anderen Staatsanwaltschaft zu übertragen, abgelehnt, teilte eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft am Montag in Schleswig mit. Es bestünden keine Zweifel an der Unvoreingenommenheit der Staatsanwaltschaft Kiel. Diese teilte auf Anfrage mit, die Ermittlungen jetzt fortzusetzen, die während des Antrags geruht hätten.

Im September 2018 hatten sich die Eltern an Schleswig-Holsteins Justizministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) gewandt. Über ihren Anwalt Rainer Dietz beantragten die Eltern, die Ministerin solle das Oberlandesgericht Schleswig-Holstein anweisen, statt der Kieler eine andere Staatsanwaltschaft mit der Prüfung des kürzlich gestellten Antrags auf Wiederaufnahme der 2009 eingestellten Ermittlungen zu beauftragen.

Der mit der Prüfung beauftragte Kieler Oberstaatsanwalt als auch die gesamte Staatsanwaltschaft Kiel brächten dem Fall „nicht die notwendige Unvoreingenommenheit und Neutralität“ entgegen, „die es ermöglichen, unbefangen mit neuen Erkenntnissen in dieser Sache umzugehen und diese adäquat zu (bewerten)“, hieß es in dem Antrag vom 17. September. Verwiesen wurde auf angeblich unvollständige Akten oder unzulängliche oder fehlerhafte Ermittlungen. Die Justizministerin leitete den Antrag weiter an die zuständige Generalstaatsanwaltschaft in Schleswig.

Die Todesumstände der 18-Jährigen Jenny Böken, die während einer Ausbildungsfahrt des Segelschulschiffs der Marine in der Nacht zum 4. September 2008 bei einer Wache über Bord ging, sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Der Leichnam wurde erst nach elf Tagen aus der Nordsee geborgen. Die Ermittler halten ein Unglück für am wahrscheinlichsten. Die Eltern sehen Hinweise sogar für einen Mord – gestützt auf eine eidesstattliche Aussage eines früheren Bundeswehrangehörigen.

Laut Dietz soll ein früherer Kadett erklärt haben, dass kurz nach dem Auffinden der Leiche ihn mehrere Männer – darunter Marineangehörige – in einer Kaserne besucht hätten. Sie sollen angedeutet haben, dass die junge Frau erdrosselt worden sei. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Kiel sagte am Montag, die Ermittlungen würden fortgesetzt und man werde sehen, „ob wir mit der Person Licht ins Dunkel bringen können“. (dpa)

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