: Krieg made in Germany
Ein Rechercheprojekt zeigt: Die Parteien im Jemen führen ihren Krieg maßgeblich mit deutschen Waffen
Dass Sturmgewehre aus deutscher Produktion im Jemen weit verbreitet sind, ist längst bekannt. Doch offenbar geht das Ausmaß des Einsatzes deutscher Waffen in dem grausamen Krieg weit über Kleinwaffen hinaus. Die Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabiens, die im Jemen gegen die Huthi-Rebellen Krieg führen, benutzten schwere deutsche Rüstungstechnologie für See-, Land- und Lufteinsätze, wie ein Recherchebündnis unter dem Titel German Arms am berichtet.
Das Team konnte durch Analyse von Video- und Satellitenbildern eine ganze Reihe aus Deutschland ausgeführter Waffensysteme im Jemen lokalisieren. Ein aus Deutschland stammendes Kriegsschiff der Frankenthal-Klasse der Emirate etwa sei im Jahr 2017 auf Satelliten- und Videobildern im Hafen von Mocha zu sehen, den kurz zuvor Truppen der saudisch geführten Koalition erobert hatten.
Das Rechercheteam habe außerdem Fahrzeuge der emiratischen Armee im südlichen Jemen ausfindig gemacht, die mit sogenannten Fewas-Waffenstationen des deutschen Unternehmens Dynamit Nobel Defence (DND) ausgerüstet gewesen seien. Zudem sei auf einem Video ein Panzer des Typs Leclerc identifiziert worden. Dieses Modell werde von Motoren der deutschen Firma MTU angetrieben. Der Panzer in dem Video verfügt den Angaben zufolge offenbar über das aus Deutschland stammende Schutzsystem des Typs Clara der Firma DND.
Amnesty International hatte Anfang Februar zudem berichtet, dass die Emirate in „großem Umfang“ Panzerfahrzeuge, Mörsersysteme, Gewehre, Pistolen und Maschinengewehre auch an Milizen im Jemen liefern, die keiner Regierung unterliegen.
Den jüngsten Recherchen zufolge finden sich selbst für den Einsatz der Kampfjets Eurofighter und Tornado sowie des Tankflugzeugs Airbus A330 MRTT durch die Saudis Indizien. Sämtliche Flugzeuge seien mit wichtigen Komponenten aus Deutschland ausgestattet.
German Arms ist ein Projekt von Report München, des Stern, der Deutschen Welle, des Recherchebüros Lighthouse Reports sowie des Investigativnetzwerks Bellingcat.
Die Bundesregierung wollte dem Bericht zufolge zu den Hinweisen auf einzelne Waffensysteme zunächst keine Stellung nehmen. Die betroffenen Hersteller verwiesen darauf, dass sie sich stets im Rahmen der Gesetze bewegt hätten.
Erst kürzlich war ein Video aufgetaucht, in dem Huthi-Rebellen eine abgestürzte deutsche Aufklärungsdrohne vom Typ Luna präsentieren. Die unbemannte Drohne sei von Saudi-Arabien in der Grenzregion zum Jemen eingesetzt und abgeschossen worden, ließ das Politbüro der Huthi-Milizen wissen.
Die Bundesregierung prüft derzeit, ob sie den verhängten Stopp von Rüstungsexporten an Saudi-Arabien verlängert oder aufhebt. (afp, dpa, taz)
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