Eishockey-Bundesliga der Frauen: Alles außer Bodychecks
ECDC Memmingen gegen ESC Planegg: In der Eishockey-Bundesliga kommt es in den Play-offs zum Finale der Topteams der letzten Jahre.
Wenn im Eishockey die Play-offs beginnen, geht es gnadenlos in den Floskelmodus. Alles werde auf null gestellt, hört man regelmäßig. Die Saison fange neu an. Und natürlich gibt es in den Play-offs, in denen alles möglich ist, keine leichten Gegner.
Deutschlands Eishockey-Frauen können endlich mitreden. In diesem Jahr ermittelt die Fraueneishockey-Bundesliga nach einer Doppelrunde den Champion zum ersten Mal in Play-off-Serien. Zwar wird nur im Modus „Best of 3“ und nicht „Best of 7“ wie bei den Männern gespielt, aber es ist immerhin ein Anfang.
Das Play-off-Halbfinale, mit dem die Endrunde der Frauen im Februar begann, ist bereits beendet, heraus kam ein Traumfinale: Der ECDC Memmingen, Titelverteidiger und Spitzenreiter nach der regulären Saison, trifft auf den ESC Planegg, den Tabellenzweiten, der zwischen 2010 und 2017 sechs Mal Meister war. Beide Teams qualifizierten sich in je zwei Spielen für das Finale. Memmingen siegte 4:1 und 4:2 gegen Bergkamen, Planegg gewann 9:0 und 4:3 gegen Ingolstadt.
„Die Uhren stehen jetzt wieder auf null“, teilte das Team aus Planegg im Landkreis München, bereits perfekt floskelnd, vor der entscheidenden Serie mit. Los geht es am Samstag um 17 Uhr im Eisstadion des ESC Planegg. Am 16. März wird um 16.45 Uhr in Memmingen im bayerischen Landkreis Schwaben gespielt.
Am 8. März veröffentlichen wir auf taz.de nur Beiträge von Frauen* und nicht-binären Menschen, und auch nur diese kommen darin vor: als Expert*innen, als Protagonist*innen, auf den Fotos. Trotzdem beschäftigen wir uns nicht primär mit dem, was im allgemeinen Sprachgebrauch gern als „Frauenthemen“ bezeichnet wird – sondern mit dem Tagesgeschehen.
„An diesem Tag brennt der Hühnerberg“, kündigten die Titelverteidigerinnen an, die auf mehr als 1.300 Zuschauerinnen in ihrem Eisstadion, gelegen am Hühnerberg, hoffen. Damit würden sie ihren Rekord aus der vergangenen Saison knacken. Und falls es in der Serie nach zwei Begegnungen 1:1 stehen sollte, fände die dritte Partie am 17. März um 12.15 Uhr ebenfalls bei den in der Hauptrunde besser platzierten Memmingerinnen statt.
Mit vollvergittertem Visier ins Gefecht
In den Play-off-Finals werden auch einige Nationalspielerinnen aus dem A-Kader auf dem Eis stehen. Die Verteidigerinnen Daria Gleißner und Carina Strobel und Stürmerin Marie Delarbre aus Memmingen. Außerdem Defensivfrau Yvonne Rothemund und die Angreiferinnen Bernadette Karpf und Kerstin Spielberger aus Planegg. Durch die Play-offs lernen die Spielerinnen mehr, mit Druck umzugehen. Das könnte wichtig werden – etwa für die nächste Weltmeisterschaft.
Das Spiel der Frauen hat, abgesehen vom naturgemäß geringeren Tempo, kaum technische oder taktische Besonderheiten. Es gibt fast keine zusätzlichen Regeln, nur Bodychecks sind verboten. Außerdem gibt es bei den Frauen die Sonderregelung, mit vollvergittertem Visier ins Gefecht zu gehen, statt mit einem Halbvisier aus Plexiglas.
Die Frauen-Bundesliga gibt es seit 1988, seit 2006 ist sie eingleisig. Nord- und Süd-Liga wurden zusammengelegt zu einer Division der acht besten Mannschaften. Berlin, Mannheim, Ingolstadt und Düsseldorf sind bei beiden Geschlechtern erstklassig, die anderen (Memmingen, Planegg, Bergkamen und Hannover) gehören nur bei den Frauen zur Elite. Von den Teilnehmerinnen dieser historischen ersten Play-offs stammten bis auf Bergkamen alle Teams aus Bayern. Die Ingolstädterinnen scheiterten dort gegen den ESC Planegg deutlich.
Im April startet die WM
Gleich nach den Play-offs startet die Vorbereitung auf die Frauen-Weltmeisterschaft, die in diesem Jahr vom 4. bis 14. April in Espoo in Finnland ausgetragen wird. Und dort wird es für die deutsche Auswahl, die international stets zwischen der A- und B-Klasse schwankt, um viel gehen. Das DEB-Team spielt bei dem WM-Turnier, an dem zehn Mannschaften teilnehmen, mit Schweden, Japan, Tschechien und Frankreich in der Gruppe B der Schwächeren – und muss zwei von ihnen hinter sich lassen. Denn die beiden Gruppenletzten steigen in die B-Division ab.
Den Titel, das steht jetzt schon so gut wie fest, wird entweder Kanada oder das US-Team gewinnen. Die Nordamerikanerinnen sind eine Klasse besser als der Rest der Frauen-Eishockey-Welt. Alle großen Titel, auch die Olympiasiege, gingen bisher immer an eine der beiden Nationen, die sich schon viele enge Duelle geliefert haben.
Letzteres gilt auch, natürlich in kleinerem Rahmen, für Memmingen und Planegg, die beiden besten deutschen Eishockey-Frauen-Teams der vergangenen Jahre. Gut möglich also, dass es im Finale drei Spiele geben wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!