taz 🐾 sachen: Und täglich grüßt der Adler
Und zwar der Reichsadler, um genau zu sein. Ein exorbitant fieses Viech, scharfe Krallen, Krummschnabel. Mit ausgebreiteten Schwingen ist es an die drei Meter breit. Bedrohlich, wie zum Angriff bereit, thront es hoch über der Friedrichstraße – und ist für viele tazlerInnen nun zum ungeliebten Nachbarn geworden.
Der südliche Ausgang der U-Bahn-Station „Kochstraße“ ist dem neuen taz-Haus am nächsten. Steigt man dort aus, hat man rechter Hand die Leuchtreklame der Spielothek S&L vor Augen, außerdem das angebliche Edelrestaurant Nobelhart & Schmutzig, in dessen Fenstern mehrere übergroße Vulven (ja: weibliche Geschlechtsteile) zu bewundern sind, Skulpturen des KünstlerInnenkollektivs Vulvae. So weit, so appetitlich.
Linker Hand sieht’s indes finster aus: Dort befindet sich die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit – obendrauf hockt der Nazi-Vogel, aus grauem Stein gehauen. Errichtet wurde das Gebäude zwischen 1938 und 1940, als „Gauarbeitsamt“. Seit 1948, nach Gründung der Bundesrepublik, wurde das „Gau“ aus dem Namen gestrichen. Das Tier blieb.
Die Nachfrage beim Landesdenkmalamt und bei der Senatsverwaltung ergab: Der Reichsadler, den schon die alten Römer zum Eigenmarketing nutzten, gilt nicht als verfassungsfeindliches Symbol. Viele Gebäude mit dem Mistviech stehen sogar unter Denkmalschutz.
Warum das so ist, wer dafür ist und wer dagegen: „Es gibt viel zu erzählen, packen wir’s an – beherzt wie ein Greifvogel!“, dachte ich. Mehr dazu bald hier, in der Zeitung Ihres Vertrauens.
Katja Kullmann
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