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Nach der großen Euphorie

Als 2015 Tausende Geflüchtete nach Hamburg kamen, gründeten sich viele Initiativen, um zu helfen. Doch was machen sie nun, da nur noch vergleichsweise wenige Hilfesuchende kommen? Drei Beispiele zeigen, dass sich Engagement in der Geflüchtetenhilfe immer noch lohnt

Von Juliane Preiß

„Der Bedarf an Unterstützung ist weiterhin enorm“

Manfred Ossenbeck, Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen

Tonnenweise Kleidungsstücke, dutzende Fahrräder liegen und stehen bereit, etliche Willkommenscafés und Treffpunkte haben ihre Türen geöffnet für Geflüchtete in Hamburg. Nur: Es kommen kaum noch neue. 369 waren es im Dezember vergangenen Jahres.

Anders 2015, damals suchten über 22.000 in der Stadt Zuflucht und Hamburg machte Schlagzeilen, als gefühlt die halbe Stadt ihre Kleiderschränke ausmistete und zu den Messehallen karrte, die vorübergehend als Ersteinrichtung für geflüchtete Menschen diente. In dieser Euphorie des Helfens haben sich Dutzende Initiativen gegründet. Doch was machen sie jetzt, da ihre Zielgruppe in Folgeunterkünfte gezogen ist, Jobs gefunden oder Hamburg schon wieder verlassen hat?

Der größte Teil arbeitet weiter, weiß Manfred Ossenbeck vom Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen (BHFI), das im Juni 2016 von VertreterInnen von mehr als 90 Hamburger Ini­tiativen gegründet wurde. „Wir machen gerade eine Erhebung, um zu klären, wo die Initiativen mittlerweile stehen“, sagt Ossenbeck. Die Zahl der Ehrenamtlichen sei nicht genau zu beziffern. Zwar würden sich weniger als während der großen Euphorie 2015 engagieren, aber ein paar Tausend Menschen seien es noch immer. „Die Initiativen haben sich professionalisiert, eigene Räume angemietet, Webseiten erstellt, sich vernetzt“, so Ossenbeck.

Eine Studie der Universität Hamburg, die von der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (Basfi) gefördert wurde, zeichnet ein anderes Bild. Untersucht wurde das ehrenamtliche Engagement von Nachbarschaftsinitiativen in sechs Flüchtlingsunterkünften im Bezirk Altona. Die AutorInnen der Studie kommen zu dem Ergebnis, dass die Aktivitäten und Zahl der Ehrenamtlichen seit 2016 „stark zurückgegangen“ seien und auch die Nachfrage der UnterkunftsbewohnerInnen nach den Angeboten nachgelassen habe. „Dieses Ergebnis ist eher ernüchternd und entspricht nur teilweise unseren Erfahrungen“, sagt Ossenbeck.

Festzustellen sei jedoch, dass die Angebote weniger in den Unterkünften direkt stattfänden. Sie seien fast immer stadtteilbezogen. Und Berufsberatungen seien dazugekommen, sagt Ossenbeck. „Das war früher gar kein Thema.“ Auch die inhaltliche Ausrichtung des BHFI habe sich verändert. Als der Integrationsfonds abgeschafft wurde, hatten viele Initiativen Bedenken, dass sie ihre Projekte nicht mehr finanzieren können. Bei Fragen, wie man beispielsweise Mittel aus den Quartiersfonds beantragt, hilft die BHFI. „Unsere Aufgabe ist auch, Positionen für die Arbeit mit Geflüchteten zu erarbeiten und sie gegenüber der Politik zu vertreten“, ergänzt Ossenbeck. Themen seien unter anderem die horrenden Wohngebühren in den Unterkünften oder Qualitätskontrollen bei Sprachkursen. „Der Bedarf an Unterstützung ist weiterhin enorm.“

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