Wochenvorschau für Berlin: Aus dem Häuschen!

Wintertage sind Kulturtage: Neben Bauhaus- Allerlei kann man auch schön retro unterwegs sein. Und am Sonntag wird den Opfern des Nationalsozialismus gedacht.

Passanten gehen auf dem Messegelände in berlin über eine verschneite Wiese

Auch wenn es bitter kalt wird: Es lohnt sich aus dem Haus zu gehen Foto: dpa

Der Feiermonat Dezember ist längst vorüber, die Tage werden nur allmählich wieder länger, es ist also wieder diese Zeit, wo einem nicht viel mehr übrig bleibt, als sich die Tage mit ein wenig Kultur zu versüßen. Wer allerdings kulturell etwas erleben will in dieser Stadt, das bei aller Liebe lieber nichts mit dem runden Geburtstag von Bauhaus zu tun hat, der muss sich ein wenig auf die Suche begeben. Ja, es gibt jede Menge Theater und Tanz in der Akademie der Künste, ja, es gibt eine Ausstellungseröffnung im Bröhan Museum zu den Ursprüngen von Bauhaus in der Arts-and-Crafts-Bewegung, ja, aber Sie mögen es ein wenig bodenständiger?

Diesbezüglich ist vor allem zu erwähnen, dass man in dieser Stadt diese Woche mal wieder schwer retro unterwegs sein kann, beispielsweise kann man den besseren Zeiten nachtrauern, die die allseits beliebte Becker-Bande mal erlebt haben mag, und schaut sich am Dienstag (22. 1.) im Renaissance-Theater eine Unplugged-Revue an, die von Ben Becker moderiert wird und die Schwester Meret Becker mitbestreitet. Oder man trauert gleich richtig, nämlich um den 2016 verstorbenen Superhelden David Bowie, etwa am Mittwoch (23. 1.) im Huxley’s, wo Musiker auftreten, die mit Bowie zusammengearbeitet haben.

Es passiert tatsächlich aber auch Spannenderes in dieser Woche, zum Beispiel feiert am Donnerstag (24. 1.) das RomArchive seine Veröffentlichung, ein digitales Archiv für die Künste und Kulturen der Sinti und Roma, eine Art Plattform, auf der sich bildende KünstlerInnen, FilmemacherInnen, MusikerInnen, TheatermacherInnen selbst darstellen sollen – gefördert wurde das Projekt von der Kulturstiftung des Bundes und wird sicher eine Fundgrube werden.

Der interessanteste Tag in Berlin – und zwar nicht nur aus kultureller Perspektive – wird aber sicher der Sonntag, der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus anlässlich der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und der anderen beiden Konzentrationslager in ­Auschwitz vor genau 74 Jahren. Beispielsweise werden am Denkmal für die ermordeten Juden Europas NS-verfolgte Roma und Juden über ihren Kampf um Ghetto-Renten berichten, den sie bis heute führen müssen – betroffen sind beispielsweise Menschen, die das Ghetto als Kind erlebt und daher keinen Anspruch auf Anrechnung sogenannter Verfolgungsbedingter Ersatzzeiten haben.

Das Regenbogen Kino zeigt den selten zu sehenden Dokumentarfilm „Wir sind Juden aus Breslau“ aus dem Jahr 2016, in dem 14 Zeitzeugen eindringlich über den Untergang jüdischer Lebenswelten in ihrer Heimatstadt berichten, und im Museum Lichtenberg eröffnet die Ausstellung „Die nationalsozialistische Verfolgung der Sinti und Roma in Berlin“, organisiert vom Landesverband Deutscher Sinti und Roma in Berlin und Brandenburg. Bleiben Sie also bloß nicht zu Hause!

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Jahrgang 1971, schrieb 1995 ihren ersten Kulturtext für die taz und arbeitet seit 2001 immer wieder als Redakteurin für die taz. Sie machte einen Dokumentarfilm („Beijing Bubbles“) und schrieb zwei Bücher über China („Peking" und "Chinageschichten“).

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