piwik no script img

Konsequente Selbstinszenierung

Noch bis zum 24. Februar zeigt die Bremer Weserburg eine Werkschau der Fotografin Cindy Sherman. Die wird am Samstag 65 Jahre alt und gehört zu den erfolgreichsten lebenden Künstler*innen

Diese Frauen könnten kaum unterschiedlicher sein: Die Madonna mit Kopftuch, die glamouröse New Yorkerin oder das fröhlich-naive blonde Cowgirl. Gemeinsam ist ihnen: Hinter allen steckt Cindy Sherman.

Seit rund 40 Jahren inszeniert sich die US-Künstlerin in verschiedenen Frauen-Stereotypen und drückt dann auf den Selbstauslöser. Dieses konsequent verfolgte Konzept machte Sherman, die am 19. Januar 65 Jahre alt wird, weltweit bekannt.

Derzeit zeigt die Weserburg bis zum 24. Februar eine Werkschau mit über 60 Fotoarbeiten aus mehreren Jahrzehnten.

Die 1977 bis 1980 entstandenen „Untitled Film Stills“ gelten als Shermans bekannteste Arbeit, die ihren künstlerischen Durchbruch einleitete. Sie inszenierte sich als Modell in verschiedenen fiktiven Filmszenen. Sherman spielt dabei die gesamte Palette der stereotypen Frauenrollen durch, die Hollywood-Filme in den beiden Nachkriegsjahrzehnten produzierten:die Hausfrau, der Vamp oder die junge Angestellte.

Manche ihrer Darstellungen zeigen gebrochene, teils auch verwahrloste Frauen. Diese heterogenen und auch widersprüchlichen Vorstellungen von weiblicher Existenz hätten Sherman berühmt gemacht, sagt Peter Friese, bis vor Kurzem Direktor der Weserburg. „Sie hat damit auch die feministische Debatte und die Konstruiertheit der Genderrollen und der Sexualität beflügelt.“

Nach dem Erfolg ihrer „Film Stills“-Serie wandte sich Cindy Sherman bewusst abstoßenden Sujets zu. In den 80er-Jahren machte sie deshalb erstmals Fotografien, in denen sie nicht selbst mit Perücke und Schminke auftrat. Für die „Disasters“-Serie lichtete sie Körperteil-Prothesen, Gliedmaßen von Puppen, Körperausscheidungen, verfaulende Lebensmittel oder Abfall ab. (epd)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen