Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Nur wenig bekannt ist, dass auch die deutsche Ufa einen wichtigen Beitrag zum Genre des Piratenfilms geleistet hat: „Pietro, der Korsar“ entstand 1925 als Erich-Pommer-Produktion unter der Prämisse, die teuren Dekorationen und Kostüme von Fritz Langs „Die Nibelungen“ (1924) zumindest teilweise wiederverwenden zu können. Praktischerweise bediente man sich auch gleich der beiden Hauptdarsteller aus Langs Film: Paul Richter, der vormalige Siegfried, verkörpert einen jungen italienischen Bauernsohn, den es zu Abenteuern aufs Meer hinauszieht; Rudolf Klein-Rogge, in Langs Film der Hunnenkönig Etzel, ist nun der Anführer der Piraten, die Pietro nach einer harten Prüfung bei sich aufnehmen. Die Freundschaft der beiden Männer hält allerdings nicht allzu lange – es kommt eine Frau ins Spiel. Der von Arthur Robison schwungvoll inszenierte Film besticht durch kompetente Kampfszenen, attraktive Landschaften und eine Kuriosität: Weil „Pietro, der Korsar“ aufgrund der wiederverwendeten Kulissen und Kostüme im Mittelalter spielt, beschießen sich die Kontrahenten in den Seeschlachten nicht mit Kanonen – sondern mit Steinschleudern (18. 1., 18.30 Uhr, Zeughauskino).
In der Dokumentation „Perret in Frankreich und Algerien“ (2012), dem zweiten Teil der Trilogie „Aufbruch der Moderne“, läuft Heinz Emigholz mit seiner sehr speziellen Art des Architekturfilms zu großer Form auf: 30 Gebäude der französischen Architekten und Bauingenieure Auguste und Gustave Perret erfasst der Regisseur in der Reihenfolge ihrer Entstehung in (überwiegend) starren Einstellungen (verpassen Sie nicht den erhebenden Kameraschwenk am Ende des Films!) und vermisst durch die Montage der Bilder sodann den architektonischen Raum mit den Mitteln des Films (21. 1., 20 Uhr, Arsenal 2).
Eines der ganz großen Meisterwerke des Kinos ist Yasujiro Ozus „Tōkyōmonogatari“ (1953), ein Drama um enttäuschte Erwartungen, in dem ein älteres Ehepaar aus der Provinz eine Reise zu den erwachsenen Kindern nach Tokio unternimmt. Doch bei wem sie auch unterkommen – überall sind sie nur leidlich willkommen. Niemand hat wirklich Platz für sie. Allein die Schwiegertochter Noriko (Setsuko Hara) kümmert sich um die beiden. Doch Ozu wertet das Verhalten seiner Protagonisten nicht moralisch: Die Abnabelung der Kinder von den Eltern ist bei ihm ein zwangsläufiger, manchmal grausamer Prozess im Leben – auch wenn im Film die Trauer über den Verlust einer traditionellen Lebensweise mitschwingt (OmU, 20.1., 19 Uhr, 23. 1., 19.30 Uhr, Arsenal 2).
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