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Peter Tschentscher looking at things

Seit seiner Sturzgeburt als Hamburger Bürgermeister im März dieses Jahres hat Peter Tschentscher ein Problem: Kein Mensch kann sich sein Gesicht merken. Seine Partei, die Hamburger SPD, versucht mit möglichst vielen Fotoshootings gegenzusteuern. Je mehr Bilder von dem Mann kursieren, desto bekannter wird er werden, so die Hoffnung. Doch diese Strategie ist zum Scheitern verurteilt

Was ist denn das? Jemand im blauen Anzug sitzt hier, da wo sonst der S-Bahn-Fahrer sitzt (links). Rechts: am Steuer eines E-Busses, mit Helmut Schmidt-Gedenkmünze, vor einem Airbus mit Manuela Schwesig (SPD), der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, und beim Sekt mit Hamburgs ältester Bürgerin Lydia Smuda (112) Foto: Christian Charisius/dpa (3), Hannah Wagner/dpa, Axel Heimken/dpa

Von Daniel Wiese

Eine beispiellose Serie von Fotoshootings hat Peter Tschentscher in den vergangenen Monaten hingelegt, seit es ihn in das Amt katapultiert hat, in das er wahrscheinlich nie wollte, dann aber doch musste, weil kein anderer wollte. Der Mann, der sich nach dem Abgang des allmächtigen Olaf Scholz Hamburgs Bürgermeister nennt, ist Rolltreppen hochgefahren, hat Vorhänge in der Staatsoper geöffnet, sich in den Führerstand von S-Bahnzügen gesetzt, Gedenkmünzen hochgehalten und sich vor neuen Airbussen postiert – und was ist das Ergebnis? Er ist bei den Hamburger Bürgern noch immer so gut wie unbekannt.

Die SPD in Hamburg muss verzweifelt sein. Jedenfalls lässt in den Straßen Plakate aufstellen, auf denen der Mann zu Besuch im Stadtteil angekündigt wird mit den Worten „Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister von Hamburg“. Doch es hat keinen Sinn, schon den Namen Peter Tschentscher können sich nur wenige merken.

Der Mann, der, bevor er Politiker wurde, als Mediziner in einem Labor gearbeitet hat, kann ja nichts dafür. Vielleicht liegt es an seinem Gesicht, das, haarlos, oval und von eher blasser Farbe, zu diffundieren scheint. Peter-Tschentscher-Weise zu sein ist zu verschwinden. Er ist die Antimaterie der Fotografie, sein Bild löst sich auf, je länger man hinschaut. Stellt man ihn neben Dinge, bleiben die Dinge im Gedächtnis, nicht er.

Das aber kann es ja nicht sein, was die Hamburger SPD-Zentrale mit ihrer Publicity-Kampagne bezweckt hat. Oder etwa doch? Das wäre wirklich eine raffinierte Strategie, jemanden loszuwerden.

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