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Potsdam setzt ’nen Punkt

Mit dem 1:1 gegen die bisher übermächtigen Wolfsburger Meisterinnen hat Turbine Potsdam der gesamten Frauenbundesliga einen Gefallen getan

Schwer zu bändigen: Potsdams Bianca Schmidt (l.) versucht, die ligabeste Torschützin Ewa Pajor abzudrängen Foto: imago

Aus Potsdam Lukas Wallraff

Der Frauenfußball in Deutschland ließ sich in dieser Saison bisher einfach beschreiben: 22 Spielerinnen jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Wolfsburgerinnen. Dagegen waren alle anderen machtlos. Bis zur 83. Minute am Mittwochabend im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion.

Auch im letzten Spiel der Bundesliga-Vorrunde lief die Sache wie gewohnt auf einen Sieg für Wolfsburg zu, als die eingewechselte Stürmerin der Heimmannschaft Turbine, Viktoria Schwalm, aus scheinbar aussichtsloser Position und rund 20 Metern aufs Tor der Meisterinnen schoss und zum 1:1-Endstand traf.

Für ein gerade noch erkämpftes Unentschieden löste das bei den Potsdamerinnen eigentlich überproportionalen Jubel aus. „Ich bin total stolz, wir haben eine Wahnsinnsmoral bewiesen“, freute sich Trainer Matthias Rudolph – aber in diesem Fall nicht nur für sich selbst. Auch durch das restliche frauen­fußballinteressierte Land außerhalb von Wolfsburg dürfte ein Gefühl der Erleichterung gegangen sein. Denn nach zehn meist klaren Siegen hintereinander und insgesamt 48:2 Toren musste der alles dominierende VfL Wolfsburg zum ersten Mal in dieser Spielzeit wenigstens ein Pünktchen abgeben. Das könnte auch den anderen Teams für die Rückrunde Mut machen.

Und mehr Spannung kann die Liga brauchen. Das öffentlich(-rechtliche) Interesse ist nach einem kurzen Hoch rund um die Heim-WM 2011 wieder rückläufig, im Schnitt finden sich nicht einmal 1.000 ZuschauerInnen in den Bundesligastadien ein. Über die Gründe kann man grübeln. Da ist zum einen das große Leistungsgefälle in der Liga, nicht nur zwischen Wolfsburg und dem Rest, auch zwischen der oberen und unteren Tabellenhälfte, die häufig zu langweiligen Kantersiegen führt.

Desinteresse der TV-Sender

Da ist aber auch die anhaltende Weigerung der großen Fernsehsender, ansatzweise gendergerecht über die Frauenbundesliga zu berichten und sie damit zu bewerben. Nach wie vor zeigt man dort selbst im Vorprogramm der Sportschau lieber die 3. Männer-Liga als ein Spitzenspiel der Frauen wie das des Dritten Potsdam gegen den Deutschen Meister Wolfsburg.

Dass sogar zu diesem Hit nur 1.500 Unentwegte kamen, mag auch an der extrem ungünstigen Ansetzung an einem eiskalten Arbeitstag gelegen haben. An der spielerischen Qualität der Teams sicher nicht. Beide boten über 90 Minuten fast pausenlosen Tempofußball mit schnellen, technisch brillanten Stürmerinnen wie der ligabesten Torjägerin Ewa Pajor, die das 1:0 für Wolfsburg erzielte, und der konditionsstarken Potdamer Kapitänin Svenja Huth, die scheinbar nie aufsteckt und ihrem Team so immer wieder Schwung gibt. Dazu fast fehlerlose Abwehrreihen mit Spielerinnen, die auch in Bedrängnis zu geistreichen Offensivaktionen imstande sind und ein hochmodernes Umschaltspiel zelebrieren.

Die Wolfsburgerinnen hatten deutlich mehr Torchancen, aber auch Schwierigkeiten, mit dem ungewohnt harten Widerstand der Gastgeberinnen zurechtzukommen, die extrem kampflustig wirkten. Wohl auch, weil sie beweisen wollten, dass ein eigenständiger Frauenverein mit einem Teilzeittrainer, der vormittags als Lehrer unterrichtet, noch neben den Frauenteams von Großklubs wie Wolfsburg und Bayern München oben mitspielen kann. Das ist ihnen eindrucksvoll gelungen. Auch wenn wieder die Wolfsburgerinnen Meisterinnen werden.

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