: Der Druck auf Mohammed bin Salman wächst
Die CIA beschuldigt US-Medien zufolge den saudischen Kronprinzen des Mordes an Jamal Khashoggi
Die CIA geht Medienberichten zufolge davon aus, dass Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman die Ermordung des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi angeordnet hat. Laut Washington Post stützt sich der US-Geheimdienst dabei unter anderem auf ein Telefonat von Khashoggi mit dem saudischen Botschafter in den USA, einem Bruder des Kronprinzen. Eindeutige Beweise habe die CIA allerdings nicht, heißt es in der New York Times.
Laut Post kam die CIA nach Auswertung mehrerer Quellen zu dem Schluss, dass 15 saudische Agenten in einer Regierungsmaschine nach Istanbul geflogen waren und Khashoggi dort im Konsulat ihres Landes töteten. Zuvor habe der saudische Botschafter in den USA, Kronprinz Mohammeds Bruder Chalid bin Salman, Khashoggi zugesichert, dass keine Gefahr bestehe, wenn er in dem Konsulat Papiere für seine Hochzeit besorge.
Chalid bin Salman wies den Bericht zurück. „Das ist eine schwere Anschuldigung, die nicht anonymen Quellen überlassen werden sollte“, schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter und fügte eine Erklärung seiner Botschaft bei. Ein Botschaftssprecher versicherte darin, Chalid bin Salman habe „niemals irgendein Telefonat“ mit Khashoggi geführt.
Laut Washington Post tätigte der Botschafter den Anruf auf Bitten des Kronprinzen. Unklar sei aber, ob der Diplomat über die Mordpläne informiert gewesen sei. Die CIA wollte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP nicht zu dem Bericht äußern.
Nach Angaben der New York Times gründen sich die CIA-Anschuldigungen gegen Prinz Mohammed auch auf Telefonate des Einsatzteams, das Khashoggi tötete, mit hochrangigen Mitarbeitern des Kronprinzen. Aus den Mitschnitten geht demnach zwar hervor, dass Prinz Mohammed Khashoggi zurück nach Saudi-Arabien habe locken wollen. Er habe darin aber nicht die Forderung geäußert, den Regierungskritiker zu töten.
Khashoggi, der zuletzt als Kolumnist für die „Washington Post“ gearbeitet hatte, war am 2. Oktober verschwunden, nachdem er Saudi-Arabiens Konsulat in Istanbul betreten hatte. Nach wochenlangen Dementis hatte Saudi-Arabien unter internationalem Druck schließlich zugegeben, dass Khashoggi in dem Konsulat zu Tode kam, dies jedoch zunächst als Folge eines Streits dargestellt. Erst später gab Riad indirekt zu, dass Khashoggi „vorsätzlich“ getötet wurde.
In der CIA-Bewertung heißt es dazu laut Washington Post, Kronprinz Mohammed sei der „De-facto-Herrscher“ in Saudi-Arabien. Es sei daher eine allgemein anerkannte Einschätzung zum Khashoggi-Mord, „dass es keine Möglichkeit gab, dass dies ohne sein Wissen oder seine Beteiligung geschah“, zitierte die Zeitung einen US-Vertreter. Prinz Mohammed sei zwar ein „guter Technokrat“, zugleich aber ein unberechenbarer Herrscher.
Noch am Donnerstag hatte die Staatsanwaltschaft von Riad den Kronprinzen von dem international vielfach vorgebrachten Verdacht freigesprochen, die Ermordung angeordnet zu haben. Ein Sprecher der Behörde erklärte, der „Leiter des Verhandlungsteams“, das für den Einsatz nach Istanbul geflogen war, habe den Befehl zur Tötung Khashoggis erteilt. (afp)
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