Nennen wir
es doch Kleinhambi

In der Nähe des Frankfurter Flughafens räumt die Polizei seit Dienstag Aktivisten aus dem Wald

Von Martin Kaul

Auf den Wegen stehen die Räumpanzer bereit, die Bilder ähneln den Szenen im Hambacher Forst. Behelmte Beamte laufen im Morgengrauen auf verlaubten Feldwegen in den Wald hinein. Sie filmen die Transparente, die in den Ästen hängen, betrachten die Zelte, die auf dem Waldboden stehen, leuchten die Baumhäuser aus. Dann tragen sie nach und nach die Waldblockierer fort. Herzlich willkommen im Treburger Wald, in Hessen.

Was auf den ersten Blick so aussieht wie der inzwischen bundesweit bekannte Kampf um die Braunkohle am Tagebau Hambach, ist tatsächlich bereits die nächste Waldfront, an die die Klimaschutzbewegung ihren Protest getragen hat. Nennen wir das hier, der Einfachheit halber, Kleinhambi.

Seit Dienstagmorgen räumt die Polizei hier ein von Naturschützern besetztes Waldstück am Frankfurter Flughafen. Ähnlich wie im Hambacher Forst am Rheinischen Braunkohletagebau Hambach hatten sich zuvor Aktivisten in mehreren Baumhäusern verschanzt. Zwei Personen hatten sich offenbar mit Baustoff im Boden verankert und einbetoniert. Laut einem Polizeisprecher sichern mehrere Hundert Beamte seit Dienstagmorgen das Gebiet im Treburer Wald und forderten Umweltschützer auf, das Gelände zu verlassen.

Hintergrund der Auseinandersetzung sind Baupläne für den angrenzenden Flughafen. Der Flughafenbetreiber Fraport will das 4,5 Hektar große Waldstück nahe der Autobahn A5 roden lassen, um einen Zubringer zum zukünftigen Terminal 3 zu bauen. Gegner der Rodung haben bereits seit Anfang des Jahres Zelte, Baumhäuser und Hochsitze in dem Waldstück errichtet.

Auch benachbarte Bürgerinitiativen protestieren gegen die geplante Rodung und den Bau des dritten Terminals. Sie kritisieren, der Flugverkehr sei ohnehin schon eine enorme Umwelt- und Gesundheitsbelastung und verstärke die Klimaerwärmung.

Der Flughafenbetreiber Fraport betonte dagegen, für jeden Baum, der gefällt werden müsse, sei bereits an anderer Stelle ein neuer Baum gepflanzt worden. Der Bau solle im ersten Quartal des kommenden Jahres beginnen und bis 2021 abgeschlossen werden.

Am Nachmittag meldete die Polizei Vollzug: Mehr als 15 Umweltschützer waren aus dem Waldstück geschafft worden, die Besetzung schließlich aufgelöst – und die ersten Abholzmaschinen auch schon vor Ort.