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Japaner investieren in Friesland

Zusammen mit der japanischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nedo hat der Energieversorger EWE in Varel eine riesige Batterie in Betrieb genommen. Die soll überschüssigen Strom aus Windenergie speichern

Von Gernot Knödler

Der Energieversorger EWE und die japanische Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nedo haben im friesischen Varel mit dem Demonstrationsbetrieb einer Riesenbatterie begonnen, die das Stromnetz stabilisieren soll. Der Nordwesten Niedersachsens ist für diese Technik und damit auch die Japaner besonders interessant, weil hier doppelt soviel Strom aus erneuerbaren Energien ins Netz gespeist wird als verbraucht werden kann.

„Die eigentliche Herausforderung ist es, die Frequenz des Stromnetzes stabil zu halten“, sagt EWE-Pressesprecher Christian Bartsch. Als der Strom noch im Wesentlichen aus großen Atom- und Kohlekraftwerken kam, war das kein Problem. Denn diese Kraftwerke konnten ihre Stromproduktion frei an die bekannten und je nach Tages- und Jahreszeit wechselnden Verbrauchs­profile anpassen.

Bei Strom aus Wind- und Sonnenkraftwerken ist das anderes, weil deren Erzeugung auf schwer voraussehbare Weise schwankt und auch nicht der gerade herrschenden Nachfrage entspricht. Der „Hy­bridgroßspeicher“ in Varel ist dazu gedacht, beide Probleme zu lösen.

Die Anlage besteht zum einen aus einem Lithium-Ionen-Akku, wie er in Handys gebräuchlich ist. Er kann in Sekundenbruchteilen 7,5 Megawatt Strom bereitstellen und damit kurzfristige Schwankungen ausgleichen. Zum anderen gibt es einen angekoppelten Natrium-Schwefel-Akku, der bei längerer Unterversorgung dazugeschaltet werden kann. Theoretisch könnte er 23.000 Haushalte in und um Varel fünf Stunden lang mit Strom versorgen. „Wir versuchen die Sprinterfähigkeit mit der Ausdauer zu verbinden“, sagt EWE-Sprecher Bartsch.

18 Monate soll der Demonstrationsbetrieb der Anlage direkt neben dem Umspannwerk Varel dauern. Danach will die EWE es in den Regelbetrieb übernehmen. Bartsch rechnet mit einer Lebensdauer des Systems von 15 Jahren. EWE investiert in das Projekt drei Millionen Euro, die japanische Nedo 24 Millionen, wobei dieses Geld im Wesentlichen drei japanischen Firmen zugute kommt, die die Akkus und deren Steuerung liefern. Dahinter steht die Hoffnung, ein neues Geschäftsfeld zu erschließen und Exportgelegenheiten für die japanische Industrie zu schaffen.

„Der Bedarf an effizienten Lösungen für Herausforderungen der Energiewende steigt weltweit“, sagte der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) zur Inbetriebnahme. „Deshalb begrüßen wir diese zukunftsweisende Kooperation.“ Voraussetzung für das Fördergeld aus Japan war EWE zufolge die Unterstützung durch die hiesige Politik und ein Partner, der die Anlage nach der Demonstrationsphase weiterbetreibt.

Im mecklenburgischen Schwerin betreibt der Energieversorger Wemag ebenfalls einen Batteriespeicher. 2016/17 wurde dessen Leistung von fünf auf zehn Megawatt verdoppelt. In ganz Deutschland stammen derzeit 36 des verbrauchten Strom aus erneuerbaren Quellen.

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