: Tempelhof-Historie
– 1923 wird aus einem vormaligen Exerzierplatz der Flughafen Tempelhof, einer der ersten in Deutschland, und nimmt den Linienverkehr auf. Die erste planmäßige Verbindung führt nach München.
– 1936 beginnt ein 1941 abgeschlossener Ausbau, der dem Flughafen sein bis heute sichtbares Äußeres gibt. Er wird damit zeitweise zum flächengrößten Gebäude der Welt, abgelöst 1943 vom Pentagon, dem Neubau des US-Verteidigungsministeriums.
– Der Zusammenbruch des Nazi-Regimes bringt 1945 auch den Flugbetrieb zum Erliegen. Die US-Army nutzt den Ort als Militärbasis.
– 1948/49 ist der Flughafen neben dem zur Entlastung in der französischen Besatzungszone errichteten Flughafen Tegel Abwicklungsort der Luftbrücke während der Berlin-Blockade durch die Sowjetunion.
– Nach dem Ende der Blockade erlauben die US-Amerikaner dem Senat, den Flughafen teilweise zivil zu nutzen.
– 1975 wird der Flughafen geschlossen, weil man meint, alle Flugverbindungen über Tegel abwickeln zu können, 1981 aber wieder eröffnet, vorrangig für Geschäftsreisende und kleinere Flugzeuge.
– 1996 beschließen die Länder Berlin und Brandenburg und der Bund, dass aus den damals drei Flughäfen der Region – Tegel, Tempelhof und Schönefeld – ein neuer Großflughafen werden soll und die bisherigen Standorte zu schließen sind.
– 2001 ereignet sich auf dem Flughafen der erste tödliche Flugunfall seit der Luftbrücke 1948/49.
– Gegen die weiter verfolgten Schließungspläne bringt die Interessengemeinschaft City Airport 2006 ein Volksbegehren auf den Weg, das einen Volksentscheid erzwingt.
– Bei dieser Abstimmung an 27. April 2006 votieren zwar rund 60 Prozent der Abstimmenden für eine Offenhaltung. Weil das aber nur der 21,7 Prozent aller Berliner Wahlberechtigten sind, scheitert der Volksentscheid – laut Gesetz müssen mindestens 25 Prozent aller Wahlberechtigten ein Anliegen unterstützen. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte schon vorweg angekündigt, den Volksentscheid in keinem Fall umzusetzen, da er rechtlich nicht bindend sei.
– Am 30. Oktober 2008 geht der Flughafen 65 Jahre nach seiner Eröffnung quasi in Rente und wird geschlossen.
– Geflogen wird dort seither nur noch virtuell, unter anderem 2014 bei den Dreharbeiten zu „Die Tribute von Panem – Mockingjay“. Genutzt wird das Flughafengebäude mehrere Jahre lang von der Modemesse „Bread & Butter“ im Rahmen der Fashion Week – und 2017 für kurze Zeit von der Volksbühne als Außenspielstätte.
– In der Folgezeit eignet sich die Berliner Bevölkerung das Gelände als riesigen Freizeitpark an. Vor allem Drachenflug-Freunde und Inline-Skater finden hier ein für ihre Hobbys einmaliges Terrain (siehe Text gegenüberliegende Seite).
– Am 25. Mai 2014 stoppt ein zweiter Volksentscheid die für die Ränder des Flugfeldes vorgesehene und vom damaligen Stadtentwicklungssenator voran getriebene Bebauung mit mehrgeschossigen Wohnhäusern plus einer neuen Zentral- und Landesbibliothek. Per Gesetz steht das Tempelhofer Feld fortan unter Schutz (siehe Text Seite 41).
– Anfang 2016 ändert die rot-schwarze Koalition im Abgeordnetenhaus dieses Gesetz, um – befristet bis Ende 2019 – auf rund 4 Prozent der Fläche Unterkünfte für Geflüchtete zu ermöglichen. Bereits zuvor waren in mehreren Hangars Geflüchtete untergebracht. Stefan Alberti
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen