daadgalerie / Acud Galerie: Der Sound von Wänden
Mauern und Wände bestimmen unsere Lebensrealität. Lawrence Abu Hamdan beschäftigt sich mit ihnen aus akustischer Perspektive. Seine komplexen politischen Recherchen zu Schall und Architektur destilliert er zu minimalistischen Filmarbeiten und Rauminstallationen. In der daadgalerie, die den DAAD-Stipendiaten von 2017 gerade zeigt, lässt er einzig ein Loch in die Wand fräsen. Mit einer Glasscheibe wieder verschlossen, läuft von der dahinter liegenden Kammer aus die Projektion seines Films „Walled Unwalled“. Die Reflexionen von der Straße vermengen sich mit dem Bild des Films, das seinerseits vielfach transparente und intransparente Wände zeigt: In den einst hochmodernen Klangeffektstudios des Funkhauses in der Nalepastraße aufgenommen, referiert darin Abu Hamdan vor leeren Sälen über die Verbreitung von Schall, etwa von einem Gefängnisprototypen aus der DDR, nach dessen Vorbild das syrische Foltergefängnis Saidnaya entstand. Die besondere Anordnung der Einzelzellen in Form eines dreizackigen Sterns verstärkt die quälenden Geräusche von Folter um ein Vielfaches.
Zeigt die daadgalerie „Walled Unwalled“ im leeren White Cube, präsentiert die Acud Galerie einen seiner Filme in einer verwinkelten Gruppenschau. „The All-Hearing“ von 2014 dokumentiert zwei Imame in einer Moschee in Kairo, die in der lautesten Stadt der Welt über Klangverschmutzung predigen. Auch ihre prophetischen Warnungen dringen im Film durch die Mauern: Billige Lautsprecher übertragen die Predigten in die Shops und auf die Straßen Kairos. Gegen Ende des Videos platzt Shehta Karikas Arabpopsong „Miracle Alley“ aus den Boxen. „Ruhig, Jungs! Ich könnte Ruhe gebrauchen“, hört man den Shopbesitzer. (soj)
Acud Galerie: bis 28. 10., Fr.–So. 13–19 Uhr, Veteranenstr. 21
daadgalerie: bis 18. 11., Di.–So. 12–19 Uhr, Oranienstr. 161
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