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Neue Härtefallregelung

Zum Auftakt der Champions League reist der verletzungsgeplagte FC Bayern mit einem Rumpfkader nach Lissabon und lobt die Bestrafung eines Übeltäters

Prinzip Abschreckung fürs Foul an einem Bayern-Spieler: rote Karte, Spielsperre und Geldstrafe für Karim Bellarabi Foto: dpa

Aus München Elisabeth Schlammerl

Der Champions-League-Anzug sitzt, der von Niko Kovač. Sakko lässig offen, aber mit Krawatte und ohne den berühmten Pullover über den Schultern machte sich der Trainer des FC Bayern auf den Weg nach Portugal. Locker wie fast immer wirkte der 46-Jährige bei der Ankunft am Flughafen, rief ein freundliches „Guten Morgen“ in die Runde, ehe er mit seinen Spielern Richtung Abfluggate verschwand.

Das Spiel gegen Benfica Lissabon morgen im Estádio da Luz ist sein erstes, aber nur als Cheftrainer. Als Spieler brachte es Kovač mit den Bayern, Bayer Leverkusen und dem Hamburger SV immerhin auf 17 Einsätze. Mehr, als bisher einige seiner Profis absolviert haben in der Königsklasse. Die meisten Bayern allerdings haben den Trainer längst übertrumpft. Thomas Müller etwa wird in Portugals Hauptstadt voraussichtlich seine 100. Partie in der Champions League bestreiten.

„Natürlich freue ich mich darauf“, sagte Kovač vor Reiseantritt. Er wird gemessen in seiner Premieren-Saison an Champions-League-Routiniers wie Jupp Heynckes oder Pep Guardiola, die bei ihren Engagements in München stets mindestens das Halbfinale erreicht haben. „Wir wollen auch in der Champions League Großes erreichen“, hatte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge bereits im Juli gesagt, nur wenige Tagen nach Dienstantritt des neuen Trainers. Für ihn ist nun wichtig, „dass wir direkt gut starten“. Wie üblich versuchte er aber, den Druck ein wenig zu verringern, indem er wiederholt darauf hinwies, dass die Partie „kein Selbstläufer“ werde. „Wir tun gut daran, möglichst vom ersten Tag an konzentriert und motiviert zu spielen.“ Beim letzten Auftritt in Lissabon hatte es ein 2:2 gegeben, allerdings waren die Bayern damals mit einem 1:0-Sieg im Hinspiel des Viertelfinales angereist und deshalb locker in die nächste Runde eingezogen.

Dass die Bayern nun zum Auftakt gleich gegen den am stärksten einzuschätzenden Gegner antreten müssen, ist für Kovač so etwas wie ein kleiner Härtetest. Bisher sind sowohl in der Mannschaft als auch im Umfeld des deutschen Rekordmeisters nur lobende Worte über den 46-Jährigen zu hören. Arjen Robben schätzt an dem neuen Trainer, dass er „geradlinig“ ist. „Er ist noch wie ein Spieler sehr ehrgeizig. Er weiß, was wir brauchen, um erfolgreich zu sein. Franck Ribéry gefällt sein Umgang mit den Spielern. Der Teamgeist scheint intakt, und erst einmal sind größere Disharmonien wegen fehlender Einsatzzeiten nicht unbedingt zu erwarten. Nach Lissabon hat Kovač wegen der Ausfälle von Kingsley Coman, Corentin Tolisso und Rafinha in Paul Will und Woo-yeong Jeong zwei Spieler aus der Regionalliga-Mannschaft mitgenommen. Immerhin waren die zuletzt angeschlagenen Leon Goretzka und Ribéry dabei.

Doch der dünne Kader macht Kovač zu schaffen. Für die beiden Außenverteidiger-Positionen hat der Trainer im Profi-Kader bereits keine Alternativen mehr. Und im Mittelfeld, das sogar noch nach dem Wechsel von Arturo Vidal und Sebastian Rudy gut bestückt schien, herrscht auch kein allzu großes Gedränge mehr. „Viel darf nicht mehr passieren, sonst bekommen auch wir ein Qualitätsproblem.“ Kovač gibt sich nach außen aber gelassen. „Wir dürfen jetzt nicht Trübsal blasen, weil wir die Qualität haben, die Ausfälle aufzufangen“, sagte er der Onlineplattform Goal.

Trainer Niko Kovač hat zwei Spieler aus der Regionalligamannschaft mitgenommen

Auf der Agenda von Karl-Heinz Rummenigge steht das Thema Härte gegen Bayern-Profis nach wie vor ganz oben. Nachdem der Leverkusener Karim Bellarabi für sein Foul an Rafinha mit vier Spielen Sperre und einer Geldstrafe von 10.000 Euro sanktioniert wurde, begrüßte Rummenigge die Entscheidung. Die Strafe könne ein Exempel sein.

Bayerns Präsident Uli Hoeneß hatte das Foul mit den Formulierungen „geisteskrank“ und „vorsätzliche Körperverletzung“ kommentiert. Leverkusens Sport-Geschäftsführer Rudi Völler konterte gegenüber der Bild-Zeitung: „Uli Hoeneß hat uns mit seinen Aussagen sogar einen Gefallen getan. Dadurch wurden es nur vier statt fünf Spiele.“

In seinen ersten zweieinhalb Monaten in München hat Kovač indes vieles richtig gemacht, mit drei Siegen in den ersten drei Spielen einen perfekten Bundesliga-Start hingelegt und hat auch als Moderator überzeugt. Aber die nationale Konkurrenz ist ja längst kein Maßstab mehr für die Bayern. „Ich weiß, wie man hier denkt“, sagte der Trainer. Der FC Bayern wolle auch „international top zu sein“.

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