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Kleinere Brandherde in der Bildung

Der Bildungsbericht der OECD stellt Deutschland ein gutes Zeugnis aus. Aber nicht in allen Fächern

Von Anna Lehmann, Berlin

Deutschland steht gut da. Kitas und Hochschulen verzeichnen Zulauf, die meisten Menschen verlassen die Schule mit einem Abschluss, über 80 Prozent der Mittzwanziger bis Mittdreißiger findet nach Ausbildung und Studium einen Job. Diese Beschäftigungsquote liegt über dem international üblichen Durchschnitt. Das geht aus dem aktuellen Bildungsbericht der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, den Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Dienstag in Berlin vorstellte.

„Das deutsche Bildungssystem eröffnet Chancen“, lobte Karliczek. „Es ermöglicht jeder und jedem, die eigenen Fähigkeiten auszubauen und den passenden Karriereweg zu gehen.“

Der Leiter des Berliner OECD-Büros Heino von Meyer ist skeptischer. „Man muss auch nach unten schauen“, sagte er der taz, „dorthin, wo es brennt.“ Da ist zum einen der anhaltend hohe Anteil von jungen Erwachsenen ohne Abschluss von 13 Prozent. Jeder Sechste von ihnen findet keine Arbeit.

Unter den Menschen bis 35, die im Kindesalter nach Deutschland kamen, ist sogar ein Viertel ohne Schul- oder Berufsabschluss. Die Daten stammen aus dem Jahr 2011, berücksichtigen also nicht die Zuwanderung der vergangenen Jahre. „Dieser Anteil wird in den nächsten Jahren massiv steigen“, warnt Meyer.

Er verwies in diesem Zusammenhang auch darauf, dass Deutschland im internationalen Vergleich zu wenig Geld in Bildung investiert. Zwar sind die Bildungsausgaben in den letzten Jahren gestiegen. Gemessen am Anteil des Bruttoinlandsprodukt investiert Deutschland jedoch nur 4,2 Prozent in die Schulen und Hochschulen und damit 0,8 Prozentpunkte weniger als OECD-weit üblich.

Bildung ist in Deutschland Ländersache. Der amtierende Präsident der Kultusministerkonferenz, Helmut Holter (Linke), forderte den Bund auf, dauerhaft in Bildung zu investieren. Doch das befürworten nicht alle Länder. Zwei Stunden nach Karliczek marschierte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in die Berliner Bundespressekonferenz. Er kündigte Widerstand gegen die geplante Änderung des grundgesetzlichen Kooperationsverbots in der Bildung an. Eine Grundgesetzänderung haben Union und SPD zur Voraussetzung gemacht, damit ab Januar 3,5 Milliarden Euro vom Bund für die Digitalisierung der Schulen fließen können. Doch Kretschmann will auf die Bremse treten und „diesen Frontalangriff auf den Föderalismus“ stoppen. Statt des „süßen Gifts“ vom Bund will er für die Länder einen höheren Steueranteil. Verzögert sich also der Digitalpakt ein weiteres Mal? Karliczek meinte, sie sei grundoptimistisch. „Noch sind wir im Zeitplan.“

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