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Flüchtlingskirche attackiert

Mehrfach wurde eine Kreuzberger Kirche, die Beratung und Unterstützung für Flüchtlinge und Helfer anbietet, mit Steinen beworfen. Der Staatsschutz der Polizei ermittelt, das Motiv ist bisher unklar

„Die Gemeinde engagiert sich weiter für Flüchtlinge“

Bettina Jarasch, Grüne

Von Marina Mai

Zum fünften Mal innerhalb von nur zwei Wochen wurden am Wochenende Fenster der Flüchtlingskirche in der Kreuzberger Wassertorstraße eingeworfen. Nachdem ein Zeuge eine zerstörte Scheibe sah und die Polizei alarmierte, fanden Polizisten Glassplitter und Pflastersteine vor dem kaputten Fenster. Wie in den vorangegangenen Fällen ermittelt der polizeiliche Staatsschutz, weil von einer politischen Motivation ausgegangen wird.

Die evangelische St. Simeon-Kirche in Kreuzberg beherbergt seit rund drei Jahren neben dem normalen Gemeindebetrieb auch die Berliner Flüchtlingskirche. Hier wird Beratung und Unterstützung für Flüchtlinge angeboten, beispielsweise Deutschkurse, Hilfe in asylrechtlichen Fragen, bei der Integration von Flüchtlingen sowie kulturelle und spirituelle Angebote für geflüchtete Menschen und ehrenamtliche Helfer. Die evangelische Landessynode stellt für diese Arbeit pro Jahr 100.000 Euro zur Verfügung.

Bei einem Steinwurf vor fast zwei Wochen hatten Zeugen sechs Jungen beim Werfen beobachtet. Die Jungen, deren Alter unklar ist, konnten flüchten und sollen dabei „Allahu Aktar“ gerufen haben – Arabisch für „Gott ist groß“. Auch der Spielplatz auf dem Hof der Kirche wurde vor zehn Tagen mutwillig zerstört.

Christiane Bertelsmann, die Sprecherin des zuständigen Kirchenkreises, sagte der taz: „Nach dem vorletzten Steinwurf hatte die Kirche drei Tage lang einen privaten Wachdienst engagiert. Während dieser Zeit ist nichts passiert. Nachdem er abgezogen wurde, kam es erneut zum Steinwurf.“

Die Schäden beträfen keine historisch wertvollen Glasscheiben der 1869 erbauten Kirche. Allerdings seien sieben Fensterscheiben an einem Nebengebäude zersplittert oder zu Bruch gegangen, wodurch ein Schaden in Höhe von bis zu 6.000 Euro entstand. Hinzu kommt der noch nicht geschätzte Schaden am Spielplatz. „Wir recherchieren noch, in welchem Umfang unsere Versicherung diesen Vandalismusschaden begleicht“, sagte Christiane Bertelsmann. An Spekulationen zu möglichen Tätern möchte die Kirche sich nicht beteiligen: „Das ist Aufgabe der Polizei.“

Aber auch Polizeisprecherin Kerstin Ismer hält sich mit Angaben zu möglichen Tätern oder dem Motiv zurück. Sie erklärt lediglich, dass es bisher keine Festnahmen gab, und bestätigt, dass der für politisch motivierte Straftaten zuständige polizeiliche Staatsschutz ermittelt. „Alle weiteren Angaben würden die Ermittlungen behindern“, sagte sie der taz.

Bereits in der vergangenen Woche hatte Berlins Justizsenator Dirk Behrendt gemeinsam mit der Abgeordneten Bettina Jarasch (beide Grüne) die Gemeinde besucht, um ihr die Solidarität auszusprechen und über weitere Unterstützungsangebote für die Arbeit mit Flüchtlingen zu beraten.

Bettina Jarasch sagte dazu der taz: „Der Pfarrer hat uns berichtet, dass der Vandalismus bei einzelnen Gemeindemitgliedern Verunsicherungen ausgelöst hätte. Doch die Gemeinde engagiert sich weiter für Flüchtlinge.“ Viele Mitglieder seien stolz, dass gerade ihre Kirche die Flüchtlingskirche beherberge.

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