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Neue Führung beim Weißen Ring

Ex-Staatssekretärin Söller-Winkler ist neue Chefin. Opferhilfeverein ist mit Belästigungsvorwürfen konfrontiert

Die frühere Innenstaatssekretärin Manuela Söller-Winkler ist neue Landesvorsitzende der Opferhilfsorganisation Weißer Ring in Schleswig-Holstein. Sie wurde am Sonnabend in Rendsburg auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zur Nachfolgerin von Uwe Döring gewählt, der im Zuge der Affäre um Belästigungsvorwürfe gegen den früheren Leiter der Lübecker Außenstelle im März zurückgetreten war.

Die 57-Jährige erhielt 96 von 99 Stimmen, wie ein Sprecher sagte. Zum Stellvertreter bestimmten die Mitglieder mit ebenfalls großer Mehrheit den Vorsitzenden der Außenstelle im Kreis Steinburg, Harald Rothe.

Die Staatsanwaltschaft Lübeck führt in der Sache noch sechs Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts von „Grenzüberschreitungen mit sexuellem Hintergrund“. 14 Verfahren wurden mangels hinreichendem Tatverdacht eingestellt. Die Affäre habe keinen Einfluss auf die Spendenbereitschaft und auch nicht auf die Mitgliederzahlen gehabt, sagte Söller-Winkler.

Mehrere Frauen, die Opfer von Verbrechen waren, hatten beim Weißen Ring in Lübeck Rat oder Hilfe gesucht und wurden ihren Aussagen zufolge vom damaligen Außenstellenleiter sexuell belästigt. Ende letzten Jahres wurde er abgelöst. Nach dem Rücktritt von Ex-Justizminister Döring (SPD) und seines Stellvertreters von der Landesspitze des Weißen Rings übernahm kommissarisch der stellvertretende Bundesvorsitzende Jörg Ziercke. „Die sofortige Ablösung des Außenstellenleiters hätte im Sommer 2017 und nicht erst Ende des Jahres erfolgen müssen“, sagte Ziercke.

Auch der Bundesvorstand reagierte, unter anderem indem er die Satzung änderte: Es gibt jetzt ein Weisungsrecht gegenüber den Landesverbänden. Außerdem wurde für die Beratung weiblicher Opfer das Sechs-Augen-Prinzip eingeführt. (dpa)

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