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Freiluftkino vor dem Hamburger Rathaus

Vom 2. bis 12. August werden Klassiker und eine Werkschau Anton Corbijns gezeigt. Als Vorprogramm laufen politische Kurzfilme

Von Wilfried Hippen

Jetzt hat die Open-Air-Kinosaison begonnen und die Hamburger merken dies unter anderem an der auf dem Rathausmarkt aufgebauten Leinwand. Das Freiluftkino mit freiem Eintritt hat schon eine lange Tradition und seit einigen Jahren organisiert die Landeszentrale für politische Bildung das Vorprogramm mit Kurzfilmen.

In diesem Jahr ist am ersten Abend der Vorfilm interessanter als der Hauptfilm. Denn bevor heute Abend in „Ich fühl mich Disko“ ein Vater und ein Sohn überfordert sind, weil die Mama nicht mehr da ist, wird um 21 Uhr „Watu Wote“ gezeigt – jener Kurzfilm der Hamburgerin Katja Benrath, der 2017 den Studenten-Oscar in Hollywood gewonnen hat.

Auf dem Programm stehen noch neun weitere Spielfilme, darunter mit „The Big Sleep“ von Howard Hawks (7. 8.) und „Bladerunner“ (12. 8.) zwei Oldies, die man immer mal wieder gerne auf einer großen Leinwand sieht.

Der Hamburg-Film von Wim Wenders „Der amerikanische Freund“ wird auch nochmal gezeigt (9. 8.), obwohl er erst vor einigen Wochen in dem Projekt „Eine Stadt sieht einen Film“ in allen Programmkinos der Stadt zu sehen war. „Ich, Daniel Blake“ von Ken Loach (11. 8.) ist das neuste Sozialdrama von Ken Loach und „Schloss aus Glas“ (4. 8.) schildert die autobiografische Geschichte einer Frau, die eine Kindheit hatte, von der sich gut erzählen lässt, welche aber schwer zu ertragen gewesen sein muss. Ihre Eltern waren Freigeister, die im Land umherzogen, sich künstlerisch verwirklichen wollten und dabei ihre vier Kinder sträflich vernachlässigten.

Der Rest der gezeigten Filme ist eine Werkschau des niederländischen Künstlers Anton Corbijn. Ihm widmet das Bucerius Kunst Forum gerade eine Ausstellung, auf der 120 seiner Fotografien gezeigt werden, und mit der Ausnahme von „Linear“ aus dem Jahr 2009 stehen alle seine Langfilme auf dem Rathausmarkt auf dem Programm.

Corbijn, der mit britischen Bands wie Depeche Mode und U2 eng verbunden war und Musikvideos für sie drehte, inszenierte 2008 seinen ersten Spielfilm „Control“ (3. 8.), in dem er die Geschichte des Sängers der Band Joy Division Ian Curtis erzählte. Danach drehte er mit „The American“ (5. 8.) einen existentialistischen Thriller, im Stil von Jean-Pierre Melville, in dem George Clooney einen Auftragskiller gibt.

Ein Liebling des Hamburger Publikums wurde Corbijn dann vor fünf Jahren, als er einen großen Teil seines Films „A Most Wanted Man“ (8. 8.), der auf dem Roman „Marionetten“ von John Le Carré basiert, in den Straßen Hamburgs drehte.

In seinem neusten Film „Life“ (10. 8.) beschreibt er ein Verhältnis, das ihm, der viele Fotos von Musikern gemacht hat, sehr vertraut sein muss: Er erzählt von dem Arbeitsverhältnis und der Freundschaft zwischen James Dean und dem Fotografen Dennis Stock, der mit einem Bild das Image des Schauspielers entscheidend prägte.

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