Der Greis schließt sich: „Pizza“ wieder Grün-Weiß

Werder Bremen verpflichtet zum insgesamt fünften Mal Claudio Pizarro. Der 39-Jährige soll auch Mentor für die jungen Stürmer sein

Von Reimar Paul

Claudio Pizarro kehrt noch einmal zum SV Werder Bremen zurück. Der 39-jährige erhält einen leistungsbezogenen Einjahresvertrag, wie Verein und Spieler gestern bestätigten. Das heißt, Pizarro bekommt ein relativ niedriges Grundgehalt, kassiert aber Prämien, wenn er eingesetzt wird. Selbst bei viel Spielzeit dürften die Ausgaben allein durch den Verkauf von Pizarro-Trikots locker wieder eingespielt werden. Denn der Peruaner ist in Bremen eine Kultfigur.

Die Verpflichtung kommt dennoch überraschend. Denn Pizarro hatte vor einem Jahr nach Auslaufen seines Vertrages auf Betreiben des damaligen Trainers Alexander Nouri kein neues Arbeitspapier erhalten. Der Spieler hatte daraufhin verstimmt die Stadt verlassen und beim 1. FC Köln angeheuert, kam dort aber nur sporadisch zum Einsatz. Zudem hatte Werder bereits in den vergangenen Wochen kräftig auf dem Transfermarkt zugeschlagen: Nach Kevin Möhwald aus Nürnberg und dem Japaner Yuya Osako wurde vergangene Woche der niederländische Nationalspieler Davy Klaassen für die Bremer Rekordablösesumme von rund 13,5 Millionen Euro verpflichtet.

Werder-Geschäftsführer Frank Baumann, der mit Pizarro früher in einer Mannschaft spielte, ging auf all das gestern nicht ein. „Wir haben uns dazu entschlossen, noch einen richtigen Mittelstürmer dazuzunehmen, der unseren Kader richtig gut ergänzen wird“, sagte er. „Claudio ist zudem mit seiner Qualität und Erfahrung genau der richtige Spieler, um auch unsere jungen Spieler auf das nächste Level zu heben.“ Im Klartext: Pizarro soll nicht nur als Stürmer auf dem Platz stehen und Tore schießen, sondern sich auch als Trainer und Mentor um die Bremer Nachwuchsangreifer Johannes Eggestein und Josh Sargent kümmern.

Auch aus Sicht von Trainer Florian Kohfeldt ergibt die Rückholaktion Sinn. „Claudio weiß, dass er nicht zwangsläufig ein Startelf-Kandidat sein wird“, wurde Kohfeldt auf der vereinseigenen Internetseite zitiert. „Aber er wird einen Effekt in der Kabine haben und mit seiner extrem positiven Energie, seiner Überzeugung und seinem Erfolgshunger dieser Mannschaft gut tun.“

Pizarro selbst richtete den Blick nach vorn. Er freue sich auf die Aufgabe, wolle aber „nicht verschweigen, dass ich auch zurückkomme, um Tore zu schießen. Ich bin überzeugt, dass wir zusammen eine starke Saison spielen werden.“

Zuzutrauen ist ihm das. Claudio Pizarro gilt als einer der komplettesten Stürmer, die je in Deutschland gespielt haben. Er kann beidfüßig schießen, hat eine gute Übersicht, ist trickreich, kopfballstark und ein veritables Schlitzohr. Mit 192 Treffern ist „Pizza“, der neben der peruanischen auch die italienische Staatsangehörigkeit hat, der erfolgreichste ausländische Stürmer in der Bundesliga. Auch für Werder traf niemand öfter als er.

1999 hatte ihn der damalige Werder-Präsident Jürgen Born erstmals zu Werder gelotst. Im Sommer 2001 wechselte er zu den Bayern, nach einer Stippvisite beim FC Chelsea ging es 2008 auf Leihbasis zurück nach Bremen, mit ihm holte Werder 2009 den DFB-Pokal. Er blieb bis 2012, bis er wieder nach München zog. 2015 unterschrieb er ein weiteres Mal bei Werder und hatte großen Anteil daran, dass die Bremer 2016 die Klasse hielten. In Köln stieg er erstmals aus der Bundesliga ab.

In den vergangenen Wochen hat sich Pizarro auf Mallorca und in Garmisch-Partenkirchen fit gehalten: „Vielleicht bin ich bei sechzig Prozent.“