: Ein Sportbündnis für Vielfalt
Das „Farben-Spiel“ in Hannover für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt will Freude am Sportfür alle Menschen. Der Verein bemüht sich um eine offenere und liberalere Gesellschaft
Von Christian Otto
Hannovers neues Sportbündnis „Farben-Spiel“ für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt ist kein Verein, dem man beitreten kann und keine feste Institution, die jeden Dienstag und Donnerstag tagt. Es ist vielmehr ein Zusammenschluss, der sensibilisiert und ein buntes und breites Spektrum abdeckt. „Gemeinsamer Sport soll Spaß machen. Dazu tragen wir etwas bei“, sagt Alexander Lang. Er gehört dem Vorstand der Leinebagger an, einem in Hannover etablierten schwul-lesbischen Sportverein mit rund 400 Mitgliedern.
Warum ist ein solches Bündnis notwendig? Weil in vielen Köpfen noch so manches blockiert. Das „Farben-Spiel“ tritt für den Respekt von vielfältigen und nicht heteronormativen Lebensformen ein. Das klingt sperrig, beschreibt aber treffend, was auf wenigen Zeilen schwer zu greifen ist. „Der Sport hat als grundlegend binär und oft geschlechtergetrennt gestaltetes Konstrukt richtig viel Denkarbeit und Veränderung vor sich, was Transgender und Intersexualität angeht“, sagt Friederike Wenner. Sie gehört dem Vorstand vom Queeren Netzwerk Niedersachsen an. Als ehemalige Fußballerin im Leistungssport weiß sie aus eigener Erfahrung, wie sich Feindlichkeit gegenüber Lesben anfühlt.
Die Leinebagger haben das „Farben-Spiel“ gemeinsam mit dem Hochschulsport Hannover und dem Lesben- und Schwulenverband Niedersachsen-Bremen ins Leben gerufen. Zu den ersten Mitmachern gehören die Stadt Hannover, das Queere Netzwerk, zwei Fitnesseinrichtungen und mehrere Vereine. „Ich bin sehr stolz, dass wir dieses in Niedersachsen einmalige Bündnis gegründet haben“, sagt Mitinitiator Lang. Sein Traum: Irgendwann im Jahr 2019 gibt es mitten in der Innenstadt von Hannover eine große Veranstaltung zum Mitmachen und Verstehen. Mit gemischten Teams, viel Toleranz und einem guten Gefühl. Ihm ist dabei wichtig zu zeigen, dass vermeintlich andere Lebensformen ganz normal sind und sich gar nicht in der Opferrolle sehen. Letztere wird ihnen aber regelmäßig zugeschoben.
Etwas für die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Sport zu tun, hört sich auf den ersten Blick unkompliziert an. Aber für Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle ist es im normalen Vereinsleben immer noch schwierig, sich voll und ganz auf die jeweilige Sportart konzentrieren zu können. Akzeptiert statt diskriminiert zu werden, gelingt nicht immer. Alexander Lang sagt unbeschwert: „Wir haben bei den Leinebaggern Frauen, die mal Männer waren und Männer, die mal Frauen waren. Na und?“ In seinem Kopf ist zigfach durchdacht, was vielen Heterosexuellen immer noch anders und deshalb merkwürdig vorkommt. Mit der Gründung des „Farben-Spiels“ setzen Lang und viele andere ihre Bemühungen um eine offene und liberale Gesellschaft fort.
Auf www.farbenspiel-hannover.de soll bald ein Ehrenkodex zur Verfügung stehen. Er wird ein paar Spielregeln für bunten Sport beinhalten, von denen es schade ist, dass sie überhaupt aufgeschrieben werden müssen.
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