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Na prima: Europameister!

Kaufen, aufreißen, wegwerfen: Deutsche verbrauchen mehr als 220 Kilo Verpackungen pro Kopf im Jahr, so viel wie keiner der Nachbarn

DESSAU | 220 Kilogramm Verpackungsmüll produziert ein Deutscher rechnerisch pro Jahr. Das sei der „traurige Spitzenplatz in Europa“, sagte die Präsidentin des Umweltbundesamts (UBA), Maria Krautzberger, am Donnerstag. Sie rief dazu auf, das Recycling zu stärken. Vor allem aber „müssen wir Müll vermeiden“.

Im Jahr 2016 fielen knapp 18,2 Millionen Tonnen Verpackungsmüll an, 0,05 Prozent mehr als im Vorjahr. Rund 70 Prozent wurde recycelt, der Rest hauptsächlich verbrannt. Pro Kopf ging die Müllmenge in Deutschland leicht von 222,2 Kilogramm im Jahr 2015 auf 220,5 Kilogramm 2016 zurück.

EU-weit lag der Pro-Kopf-Verbrauch 2015 bei rund 167,3 Kilogramm. Hinter Deutschland folgten Luxemburg mit 211,9 Kilo, Irland mit 209,1 Kilo, Italien mit 202,8 Kilo und Frankreich mit 187,2 Kilo. Schlusslicht Bulgarien produzierte mit 54,7 Kilo pro Kopf nur ein Viertel des deutschen Verpackungsmülls.

Dabei waren die privaten Endverbraucher für knapp die Hälfte des deutschen Mülls verantwortlich. Sie kaufen immer mehr kleine Packungen statt Großpackungen und bestellen immer mehr im Internet. Auch der Trend zum Unterwegs­verzehr sorgt für mehr Müll. Zusätzliche Funktionen der Verpackungen wie Dosierhilfen oder aufwendige Verschlüsse benötigten mehr Material und machten das Recycling schwieriger.

UBA-Chefin Krautzberger appellierte: „Vor allem müssen wir Müll vermeiden – auch schon in der Produktionsphase durch den Verzicht auf unnötige und unnötig materialintensive Verpackungen.“

Anfang 2019 tritt das neue Verpackungsgesetz in Kraft. Es schreibt eine Recyclingquote von zunächst 58,5 Prozent, ab 2022 von 63 Prozent vor – zumindest für Kunststoffverpackungen im Dualen System. Derzeit liegt die Quote unter 50 Prozent.

Einen besonderen Schwerpunkt legte das UBA in diesem Jahr auf Magnete aus Neodym, die vor allem als Verschluss in Schachteln verwendet werden und bei der Entsorgung der Pappe stören. Neodym gehört zu den seltenen Erden und wird als kritische Ressource eingestuft. 2017 fielen in Deutschland laut UBA 4,5 Tonnen neodymhaltige Magnete als Verpackungsabfall an. Bisher werden sie nicht zurückgewonnen. (afp)

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