Lin Hierse lobt die Polizei, die röhrende Rennwagen aus der Stadt eskortierte: Endlich alle linksgrün versifft
Endlich Urlaub. Endlich Zeit für einen Ausflug ins Grüne, vielleicht einen Städtetrip ins europäische Ausland, vielleicht etwas Aktives mit Bewegung und so. Was läge da näher, als den Luxussportwagen aufzupolieren und für eintausendsiebenhundertundfünfzig Euro pro Person eine Woche mit 99 weiteren Sportwagen durch die Gegend zu tosen?
Für die TeilnehmerInnen der schwedischen „NexusBallRally 2018“ lautet die Antwort wohl: nichts. Am Sonntag in Stockholm gestartet, machten die Autos im Gesamtwert von über 15 Millionen Euro am Dienstag in Berlin Station.
Nicht zu überhören
Und das war nicht zu überhören. Wer zum Beispiel rein zufällig in einem Bürogebäude an der Rudi-Dutschke-Straße gewissenhaft und hoch konzentriert der Arbeit nachgehen wollte, wurde durch ohrenbetäubendes Motorengeröhre dabei gestört. Wo zunächst die Vermutung nahelag, ein aufmerksamkeitsbedürftiges Individuum hätte entschieden, mit dem Lamborghini ein paar Runden um den Block zu drehen, wurde bald klar: Das Ausmaß ist etwa 99 mal größer.
Zum Glück gibt es für solche Fälle die Polizei, die an dieser Stelle für ihren Einsatz für Recht und Ordnung auch mal lobend erwähnt werden muss. PolizeibeamtInnen fischten am Tempelhofer Damm knapp 20 der RallyefahrerInnen – angeblich wegen ihrer Fahrweise – aus dem Verkehr.
Eine Stunde dauerte die Inspektion der Sportwagen, bei der laut Polizeisprecher „keine Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung“ festgestellt wurden. Dennoch ließen es sich die BeamtInnen nicht nehmen, die teuren Flitzer sicherheitshalber bis zur Stadtgrenze zu eskortieren.
Warum sie ihre wertvolle Zeit dafür hergaben, neben Ferraris und Porsches herzufahren, könnte man jetzt fragen: Sicher nicht aus Spaß, sondern weil sie sich um weniger betuchte StraßenverkehrsteilnehmerInnen Sorgen machten. Das mag anders wirken, wenn man aufgrund dieser Sorge 10 Euro Strafe zahlen soll, weil man einen Reflektor zu wenig zwischen den Fahrradspeichen klemmen hat. Aber sie meinen es nur gut.
Toll, dass die Polizei sich jetzt linksgrün versifften Idealen wenigstens im Straßenverkehr anschließt und angeberische UmweltsünderInnen in sogenannten „Sport“wagen den Arm des Gesetzes spüren lässt. Protz und Stunk? Nicht mit uns, nicht in Berlin! Protzen darf hier dieser Tage nur, wer eine unberührte Badestelle gefunden hat – und unseren Stunk machen wir selber.
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