Stahmann weist Schuld von sich

Die CDU kritisiert Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) wegen der drohenden Insolvenz einer Einrichtung für Jugendhilfe – die erklärt die Vorwürfe für unbegründet und verspricht Aufklärung in der Deputation

Von Gareth Joswig

Wegen der drohenden Insolvenz von Synthese, einer Einrichtung für Jugendhilfe, hat die oppositionelle CDU der Sozialbehörde Vorwürfe gemacht: Die Behörde versage im Umgang mit Trägern. Es dränge sich der Verdacht auf, dass die insolvente „Akademie“ Kannenberg kein Einzelfall sei, sagte Sigrid Grönert aus der CDU-Fraktion. Der im Herbst 2017 pleitegegangene Träger hat der Stadt Bremen vier Millionen Euro Verlust beschert, nachdem er zahlungsfähig geworden war.

Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) wies alle Vorwürfe zurück. Die Vorgänge um Synthese seien mit Kannenberg nicht vergleichbar, sagte sie der taz. Dennoch werde die Sozialbehörde die Pleite aufarbeiten und, wie von der CDU gefordert, der Deputation für Soziales die relevanten Fakten vorlegen.

Der in wirtschaftlichen Problemen steckende Träger Synthese schuldet der Stadt wohl 300.000 Euro, wie der Weser Kurier berichtete. Ein Sachwalter des Amtsgerichts sei eingesetzt, um ein finanzielles „Schutzschirmverfahren“ zu begleiten, das die Einrichtung möglicherweise noch retten kann.

In der Jugendhilfeeinrichtung arbeiten gut 70 Menschen, allerdings sind bereits zwei von fünf Standorten geschlossen – die Jugendwohngemeinschaften im Steffensweg in Walle und in der Vegesacker Reeder-Bischoff-Straße. Ähnlich wie die Akademie Kannenberg hat auch Synthese unter anderem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut.

Da in den Jahren 2014 und 2015 kurzfristig Platz für circa 2.500 minderjährige Geflüchtete geschaffen werden musste, hatte die Behörde den Jugendhilfe-Trägern großzügige Pauschalen von insgesamt circa 16 Millionen Euro zur Verfügung gestellt – die dann später genau abgerechnet werden mussten. Das hatte die Akademie Kannenberg, anders als etwa die Innere Mission, wohl zu spät getan (taz berichtete).

Allerdings hatten auch weitere Jugendhilfeträger Probleme mit Rückzahlungen, wie die Sozialbehörde vergangenen Herbst einräumte, weswegen mit einigen Trägern Ratenzahlungen vereinbart worden seien. Bernd Schneider, Sprecher der Sozialsenatorin Stahmann, sagte, dass ihm derzeit weitere drohende Insolvenzen nicht bekannt seien.