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das portraitErdoğan befördert Schwiegersohn Berat Albayrakzum Finanzminister

Foto: reuters

Die wichtigste Personalie im Kabinett des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ist Berat Albayrak. Der Schwiegersohn Erdoğans, zuletzt Energieminister, wurde zum Finanzminister und Chef des Schatzamtes befördert und erhält damit eine Schlüsselposition in der neuen Regierung. Der 40-jährige Albayrak hat zwar vor Jahren einen Master in Finanzmanagement an der New Yorker Pace-Universität abgelegt, doch seine wichtigste Qualifikation ist die unbedingte Loyalität zu seinem Schwiegervater.

An den Finanzmärkten hat die Berufung Albayraks und die Besetzung des Kabinetts wenig Begeisterung hervorgerufen. Die Bankerin Nora Neutoboom sagte der Financial Times: „Das ist nicht das, was wir erhofft hatten.“ Das Kabinett sei „nicht marktfreundlich“.

Albayrak interpretierte den Niedergang der türkischen Währung ganz im Sinne seines Schwiegervaters als Ergebnis einer „geheimen Operation von außen“. Die beiden klassischen Ökonomen und bislang Hauptansprechpartner für internationale Großinvestoren, der bisherige stellvertretende Ministerpräsident Mehmet Şimşek und Finanzminister Naci Ağbal, wurden hingegen nicht wieder ins Kabinett berufen.

Entsprechend stürzte die Lira nach der Bekanntgabe der Kabinettsliste erst einmal ordentlich ab. Entscheidend wird nun sein, ob es Albayrak gelingt, neues Vertrauen an den Finanzmärkten aufzubauen, oder ob er weiterhin auf hohe Schulden und Verschwörungstheorien setzt. Ein Indiz dafür wird die Arbeit der Zentralbank sein.

Während ausländische Investoren erwarten, dass die Zinsen erneut erhöht werden, um die Lira zu stabilisieren, vertritt Albayrak die Meinung seines Schwiegervaters, dass Zinsen Gift für die Wirtschaft sind und möglichst niedrig sein sollten. Gespannt schaut die internationale Finanzgemeinde auf die Zentralbank, deren nächster Schritt am 24. Juli ansteht und Aufschluss über die Unabhängigkeit des Instituts geben wird.

Abgesehen von den jetzt für Finanzen und Wirtschaft zuständigen Neuen, die alle als Ul­tra­loyalisten gelten, ist vieles im Kabinett beim Alten geblieben. Außenminister bleibt Mevlüt Çavuşoğlu, Innenminister bleibt der Hardliner Süleyman Soylu, auf dessen Abgang viele Oppositionelle gehofft hatten. Der bisherige Generalstabschef Hulusi Akar übernimmt das Amt des Verteidigungsministers.

Obwohl es mit dem Technokraten Fuat Oktay auch einen Vizepräsidenten gibt, ist Berat Albayrak zweifellos der zweite Mann hinter Erdoğan. Der Mann, der 2004 Erdoğans Tochter Esra heiratete, wurde von seinem Schwiegervater systematisch als Kronprinz aufgebaut. Zunächst musste er sich als Vorstandsvorsitzender des Privatkonzerns Çalık Holding bewähren, dann kam er 2015 ins Parlament und wurde als Energieminister eine Art Nebenaußenminister, der mit Russland und anderen Energiepartnern verhandelte. Jetzt soll er den Wohlstand bringen, den Erdoğan seinen Anhängern versprochen hat. Jürgen Gottschlich

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