: Das heilige Amt der Selektion
Die Stärke der Modestadt Berlin: Elf Modemessen für Streetware, Kinder, Herren, Accessoires, Ökomode
Von Marina Razumovskaya
Am Dienstag hat im ehemaligen Technoclub E-Werk die Fashion Week Berlin eröffnet. Sie zeigt noch bis Freitag die Sommerkollektionen für 2019. Trends und Themen sind noch nicht so klar. Die achte Zeitmagazin-Konferenz „Change Fashion“ und die Fashion Tech werden ihre Zukunftsmusik erst während der Woche spielen. Aber schon der Auftakt ist eine Botschaft: Eröffnung des Showrooms für nachhaltige Mode mit einer spektakulären ethical fashion show.
Derweil zeigen die alten Berliner Bekannten, Maisonnoée, Potsdamer Straße, ihrer Herkunft entsprechend, schon am Anfang viel Haut. Daneben zum Auftakt das bunte Treiben, viele schöne Jünglinge, Frauen und Mädels, die rumschleichen wie die Nymphen an der Quelle der Berühmtheiten und vor allem eins tun: das heilige Amt der Selektion ausüben, Zugänge kontrollieren, Bändchen verteilen, grün oder blau, als wären die geplanten Anker-, Ankunfts-, Ausschiffungszentren in der Berliner Modewelt längst Realität. Wer das Ritual überstanden hat, sitzt glücklich, hält sich an seinem goody bag fest – wer schlau ist, hat zwei – und genießt die tolle Atmo für Selfies, gute Beleuchtung und passende Nachbarschaft.
Auch wenn die Fashion Week eine Messe für Starlets und Selbstdarsteller*innen ist, steht hinter den Shows auch in dieser Saison, was die Stärke der Modestadt Berlin ist: Elf Modemessen, „Leitmessen“ genannt, für Streetware, Kinder, Herren, Accessoires und Ökomode. Show & Order x Premium etwa wollen Berlin zur Hauptstadt der Streetware machen. Panorama, Selvage Run, Bright usw. haben jeweils andere Schwerpunkte. Die Messe für Haute Couture heißt „Berliner Modesalon“ und „Vogue Salon“, wo am Freitag die von der Fördereinrichtung German Fashion Council unterstützten Designer ihren Auftritt haben werden.
Die Shows, auf denen Überraschungen zu erwarten sind, dürften wohl die von Odeeh sein und von jener Gruppe junger Designer*innen, die man mit Fug und Recht (nach dem Vorbild der berühmten „Antwerp Six“ um Dries Van Noten) inzwischen die „Berlin Five“ nennen könnte: Marina Hörmannseder, Dawid Tomaszevski, William Fan, Ivanman und Jennifer Brachmann.
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