: „Mach ihn auf dem Bierdeckel nass“
Wie viel Raum bleibt auf dem Feld? Über Platzangst, Entscheidungsdruck und Spielmacher Messi
Mario Basler hätte heute im Profigeschäft kaum noch eine Chance, sagt Taktikexpertin Jolle Lahr-Eigen vom FC Bayern-Blog miasanrot.de. ,„Auch ohne Daten lässt sich sagen, dass das Spiel in den letzten zehn, zwanzig Jahren viel schneller geworden ist.“ Zu schnell für einen Kettenraucher wie Basler. Auch Constantin Eckner von spielverlagerung.de findet, dass sich das Spiel intensiviert hat. „Es gibt viel mehr Zweikämpfe als früher. Bei der WM 1954 war der Fußball eher körperlos. Der Entscheidungsdruck ist heute viel höher.“ Wer 90 Minuten lang schnell Entscheidungen trifft, muss körperlich fit sein.
„Der Beruf hat sich professionalisiert“, sagt Lahr-Eigen, „die Spieler können viel länger viel intensiver zu Sprints ansetzen und lassen den Gegnern somit weniger Zeit und Raum.“ Pauschal lasse sich nicht sagen, dass es heute weniger Platz auf dem Spielfeld gebe, aber dort, wo es darauf ankäme, eben schon. „Bei der WM, Bundesliga und Champions League,“ sagt auch Constantin Eckner, „ist der Platz auf dem Feld im Vergleich zum Fußball der 50er, 60er Jahre kleiner.“
Taktisch hat das Auswirkungen auf das Spiel – weg von der Manndeckung hin zur Raumdeckung. „Es war immer schon eine Mischung aus beidem, aber die Organisation der Abwehr ist ausgereifter“, sagt Lahr-Eigen. Dass die Manndeckung nicht ausgestorben ist, erklärt Eckner am Beispiel der WM: „Es gibt Nationen, die sehr abhängig von einem Spieler sind, so wie Argentinien von Messi. Dann stehen eben drei Männer um ihn herum.“
Und macht Messi sie gemäß dem Ruhrpottspruch auf dem Bierdeckel nass? Eckner lacht: „Er versucht es zumindest. Gegen Kroatien hat es ja nicht so gut geklappt.“
Nadia Al-Massalmeh und Nele Hüpper
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