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Null Tore, null Punkte

Keine Kontrolle, defensiv anfällig, zweikampfschwach: Die deutsche Mannschaft verliert ihr erstes Spiel der WM in Russland mit 0:1 gegen Mexiko, das sogar noch Chancen liegen ließ

Aus Moskau Johannes Kopp

Bis zu diesem Sonntag lebte das Team von Joachim Löw von der Überzeugung, dass ihm WM-Auftaktspiele besonders gut liegen würden. Bei den Turnieren in Südafrika 2010 und in Brasilien 2014 hatte die DFB-Elf jeweils mit 4:0 gegen Australien und Portugal gewonnen. Im Luschniki-Stadion von Moskau verpatzten die Deutschen jedoch den Einstieg in diese Weltmeisterschaft. Man verlor im ersten Gruppenspiel gegen Mexiko mit 0:1.

Schon die ersten Sekunden des deutschen Spiels waren voller Unruhe, und sie sollte sich erst einmal nicht legen. In der ersten Minute musste sich Jerome Boateng in größter Not Hirving Lozano in den Weg werfen, um einen frühen Rückstand zu verhindern. Und kam in der Folgezeit kaum aus dem Staunen heraus, welche Lücken diese mexikanische Mannschaft mit ihrem rasanten Umschaltspiel in den deutschen Abwehrverbund zu reißen wusste.

Kurzfristig hatte Bundestrainer Joachim Löw den grippeerkrankten Jonas Hector durch Marvin Plattenhardt auf der linken Abwehrseite ersetzen müssen. Doch an dieser einen Personalie war die kollektive Verunsicherung in der Defensive nicht festzumachen.

Eine wildes Spiel entspann sich, das ganz im Sinne der mexikanischen Taktik war, für maximales Chaos zu sorgen. Von weltmeisterlicher Souveränität war beim Titelverteidiger nicht die Spur zu sehen. Eine immens hohe Fehlpassquote begünstigte die ständigen gegnerischen Attacken. Das forsche Pressing der Mexikaner war natürlich für das Team von Trainer Juan Carlos Osorio auch mit Risiken verbunden. Doch die Deutschen wussten das nicht zu nutzen. Anders die Mexikaner: Nach einem Ballverlust im Mittelfeld war es wieder der größte Unruhestifter, der Stürmer Lozano, der einen fein ausgespielten Konter zum 1:0 vollendete (35.). Mats Hummels war unglücklich ausgerutscht und Mesut Özil ließ sich von Lozano in die Irre führen.

Nach dem großen Pfeifkonzert vor gut einer Woche beim Freundschaftsspiel in Leverkusen war mit Spannung erwartet worden, ob die deutschen Fans Özil und Ilkay Gündogan nach ihrem gemeinsamen Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan immer noch ihre Abneigung zeigen würden. Für den Ernstfall WM entschied sich der deutsche Anhang bei der ersten Verlesung von Özils Namen für gedämpfte, aber doch vernehmbare Pfiffe. Beim zweiten Mal kurz vor dem Anpfiff verzichtete man selbst darauf.

Unterstützung hatte das deutsche Team vor allem nach dem Rückstand nötig. Zumal die Mexikaner die akustische Hoheit hatten. Als Coach Osorio die Zeichen auf Rückzug stellte und einen weiteren Verteidiger einwechselte, reagierte Löw mit der Einwechslung des zuletzt so formstarken Marco Reus, der Sami Khedira ersetzte.

Die Partie verlor zwar an Tempo, aber es gab endlich mehr Sehenswürdigkeiten zu bewundern. Verteidiger Joshua Kimmich überraschte etwa mit einem Fallrückzieher, der knapp über das Tor strich. Und erstmals an diesem Abend gelang es der DFB-Elf etwas Kontrolle über das Spiel zu gewinnen.

Obwohl mit dem eingewechselten Altstar Rafael Marquez (39) die mexikanische Mauer weiter verdichtet wurde, konnte sich das deutsche Team weiter Chancen erspielen. An den Außenpfosten ging etwa der Schussversuch des eingewechselten Julian Brandt.

Am Ende aber musste die DFB-Elf für ihre miserable erste Halbzeit büßen.

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