das körperdetail: Oben geschmeidig,unten guillotinistisch
Es ist kein ganz neues Phänomen, dass das Fußballerhaar auf dem Kopf und im Gesicht gerade bei einer WM besonders hergerichtet wird. Neu dagegen ist eine sehr eigenwillige Kombination von sehr kurz und sehr lang: Zwischen Haupthaar und Kinnhaar lassen sich einige Rasensportler eine Fläche kahl rasieren.
In Russland sieht man diese etwas beunruhigende Trias beim Kroato-Australier Mile Jedinak und beim Turko-Schweden Jimmy Durmaz. Die Bärte der beiden sehen aus, als hätte ihr Barbier seine Ausbildung im Isis-Indoktrinierungslager von Mossul absolviert: von der Länge her fast auf Brusthöhe reichend, gewollt verfilzt und verlaust wirkend, und auch die obere Gesichtshälfte vom Wuchs noch weiter bedeckt.
Das Haupthaar wiederum erweckt fast den exakt gegenteiligen Anschein: hypergepflegte Gomez-Welle mit der Extra-Portion Anti-Spliss-Öl, perfekter gelegt als jede Donauwelle. Die wäre dann wohl auch der naheliegendste Namensgeber für diesen Look.
In der Zwischenschicht der Donauwelle-Frisur liegen statt Kirschen eben großflächig Stoppeln. Ob es Kriegerfrisurstoppeln, Soldatenfrisurstoppeln oder einfach Schlechtrasiertstoppeln sind, liegt im Ermessen des Betrachters.
Das irritierende Kopf-Ensemble ist also das, was man gemeinhin Unentschieden nennt: oben geschmeidig, unten guillotinistisch, in der Mitte Platz für Interpretationen.
Aber wir wollen nicht weiter spotten. Durmaz hat eigentlich genug gelitten. Schwedische Hater machten ihn für die Niederlage der Schweden gegen Deutschland verantwortlich und schickten ihm tausendfach rassistische Beleidigungen und Morddrohungen. In einem ergreifenden Video steht das schwedische Team hinter Durmaz und ruft: „Fuck Racism“. DAKR
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