Traumziel Borkum

Niederländer kommen schneller auf die Insel

Von Karolina Meyer-Schilf

Wenn die Niederländer dieses Jahr schon nicht zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Russland fahren, kommen sie jetzt wenigstens schneller nach Borkum: Möglich macht das eine neue Bahnverbindung zwischen Roodeschool und Eemshaven, die am kommenden Mittwoch von König Willem-Alexander feierlich eröffnet wird.

Die neue Bahnlinie verbindet nun mehrmals täglich die Stadt Groningen mit dem Fähranleger in Eemshaven. Von dort geht es weiter per Fähre nach Borkum. Das Projekt ist hauptsächlich aus EU-Mitteln und von den Niederlanden finanziert worden; mit 250.000 Euro ist auch das Land Niedersachsen beteiligt.

Was die NiederländerInnen, die mit Vlieland, Terschelling, Texel und Co. ja auch mehrere eigene idyllische Inseln haben, nun ausgerechnet an Borkum reizt, bleibt unklar: Die vielen Superlative, mit denen Borkum einst und jetzt geworben hat und wirbt, können’s nicht sein: Sie ist nicht nur die westlichste und größte der ostfriesischen Inseln, sondern auch die einzige mit Autoverkehr.

Und zwischen dem ausgehenden 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts führte Borkum die traurige Statistik der antisemitischsten Kur- und Badeorte an. Bereits 1897 warb Borkum in einem Inselführer damit, „judenrein“ zu sein. Das Abspielen des antisemitischen „Borkumlieds“ durch die Kurkapelle wurde 1924 zwar von der Bezirksregierung in Aurich untersagt, dieses Verbot jedoch durch das Amtsgericht Emden wieder kassiert.

Hotels untersagten „Juden und Hunden“ den Zutritt, antisemitische Übergriffe durch andere Badegäste häuften sich. Ab Mitte der 1930er Jahre waren jüdische Badegäste schließlich von den meisten Inseln weitgehend verdrängt worden.

Den sogenannten Bäder-Antisemitismus hat auch Borkum inzwischen überwunden, die Hauptklientel bilden heutzutage laute und frohgemute Touristenrudel vornehmlich aus Nordrhein-Westfalen. Das immerhin kennen die NiederländerInnen von ihren eigenen Inseln, und insofern sollen sie ruhig mit der Bahn nach Eemshaven fahren und von da aus mit der Fähre nach Borkum, wenn sie unbedingt wollen.