: Uniper arbeitet mit krimineller Energie
NGOs prangern Menschenrechtsverletzungen durch Zulieferer des Energiekonzerns an
Von Leonardo Pape
Auf der Hauptversammlung des Energiekonzerns Uniper in Essen dominierten interne Auseinandersetzungen die Diskussion: Einige Anleger*innen begehrten gegen den Beschluss des Aufsichtsrats auf, das Unternehmen nicht von dem finnischen Konzern Fortum aufkaufen zu lassen.
Die Organisationen urgewald, BUND NRW und der Dachverband der Kritischen Aktionäre bemängelten bei der Hauptversammlung jedoch besonders die Praxis der Energiebeschaffung. So ermöglicht Uniper den Bau des ersten Terminals für den Export von Liquefied Natural Gas (LNG) an der kanadischen Ostküste durch langfristige Abnahmeverträge. Das Gas wird teilweise durch Fracking gewonnen.
Zudem unterstützt der Konzern mit Gaslieferungen aus Aserbaidschan das dortige autoritäre Regime. Eon hatte sich schon vor Jahren den Zugang zu den dortigen Ressourcen gesichert. Uniper hat den Import nach der Abspaltung von Eon 2016 übernommen.
Noch wichtiger: Kolumbianische Lieferkonzerne zerstören nach Kenntnis der niederländischen NGO Pax for Peace mit Flussumleitungen den Lebensraum der indigenen Wayuu und von Bauerngemeinden in Guajira. Dies prangerte die kolumbianische Aktivistin María Fernanda Herrera bei besagter Hauptversammlung am Mittwoch an.
Uniper will laut Geschäftsbericht ab diesem Jahr strengere Kontrollen seiner Kohlelieferanten einführen, wobei „potenzielle Verstöße gegen die Menschenrechte und negative Auswirkungen auf die Umwelt“ im Fokus stehen sollen. Allerdings macht der Konzern nicht öffentlich, von welchem der Konzerne er im Tagebau El Cerrejón in Guajira seine Kohle bezieht.
María Fernanda Herrera sieht dennoch Fortschritte und sucht weiter das Gespräch mit der Konzernleitung. Vor allem müsse der Konzern seine Lieferketten nun lückenlos darlegen.
Ähnlich äußert sich Sebastian Rötters von urgewald nach seiner Rede auf der Hauptversammlung: „Es ist erfreulich, dass sich Uniper in Bezug auf seine kolumbianischen Lieferanten bewegt. Nun müssen weitere konkrete Schritte folgen.“
Derweil soll Unipers Steinkohlekraftwerk Datteln 4 im Ruhrgebiet trotz des avisierten Kohleausstiegs wieder in Betrieb gehen. Nachdem im Zuge der Energiewende alle drei alten Kraftwerksblöcke Anfang 2013 abgeschaltet wurden, baut Uniper nun einen vierten, der im Sommer 2020 anlaufen soll. Das Konzessionsverfahren und der anschließende Bau ziehen sich nach internen Pannen und Klagen des BUND NRW bereits seit 2006 hin. BUND-Pressesprecher Dirk Jansen beschwört den Konzern, das Vorhaben endgültig zu begraben, und ruft die Aktionäre zum Widerstand auf: „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Als Anleger würde ich mir das nicht gefallen lassen.“
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