: „Die Regeln dürfen nicht die Falschen treffen“
Die Bloggerin Patricia Cammarata hadert mit der neuen europäischen Datenschutzgrundverordnung
„Tatsächlich kann man keine 100-prozentige Sicherheit haben, sondern muss auf Gerichtsurteile warten. Ich bin Bloggerin, die ein Content Management System (Publikationssoftware, die Red.) benutzt, um Inhalte zu produzieren. Viele Vorgaben der DSGVO sind schwierig für mich umzusetzen. Entweder weil die Implementierung (Anwendung) technisches Wissen voraussetzt, das ich nicht habe, oder weil es noch gar keine Plugins (Softwareerweiterungen) dafür gibt.
Schwierig wird es bei der Kommentarfunktion und der Frage, ob und in welchem Maße ich die IP (Computeradresse) der Kommentatoren speichere. Wenn ich die nicht mehr habe, hat man im Fall von Hate Speech (Hasskommentar) überhaupt keine Möglichkeit mehr, die Verfolgung aufzunehmen. Der einzige Weg: die Kommentarfunktion abstellen. Aber: Genau das ist ein großer Mehrwert für mich und einer der Hauptgründe, warum ich Dinge ins Netz stelle.
Tracking (Verfolgung) ist ja nicht nur dafür gut. Sondern auch, um herauszufinden, wer liest mich eigentlich. Das wiederum ist wichtig für Werbekunden. Um DSGVO-konform zu sein, braucht man jede Menge technisches Wissen. Dass ausgerechnet ich abgemahnt werde, ist unwahrscheinlich. Aber rein rechtlich ist es möglich.
Wer Böses will, wartet nur auf einen solchen Verstoß. Ich kenne Bloggerinnen, die einen Datenschutzbeauftragten bezahlt haben, um sich vor Leuten zu schützen, die nach Lücken suchen, um Blogger in die Knie zu zwingen. Keine Frage, wir brauchen strenge Datenschutzregeln und es muss ein Bewusstsein für den Schutz privater Daten geben. Aber die Regeln dürfen nicht die Falschen treffen.“ Protokoll: T. Tricarico
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