Nach Mord an maltesischer Journalistin: Ihr Laptop liegt beim BKA
In Malta wurde lange gemutmaßt, wo sich der Laptop der ermordeten Journalistin Daphne Caruana Galizia befindet. Jetzt ist er in Deutschland aufgetaucht.
Nun müsse das BKA zunächst auswerten, welche Daten sich auf den Datenträgern befänden, so Kuhn weiter. Man gehe aber davon aus, dass Daten zu den Panama Papers darauf seien. Das Bundeskriminalamt arbeitet seit Ende 2017 mit den maltesischen Behörden in den Ermittlungen zu den Panama Papers zusammen.
Das für die Mordermittlungen zuständige Magistratsgericht in Valetta sei über den Datenstand beim BKA informiert worden. Es müsse Rechtshilfebeistand beantragen, wenn es die Daten selbst einsehen wollte. Ob diese auch für die Ermittlungen im Mordfall ausschlaggebend seien, ließe sich bisher nicht sagen, fügte Kuhn hinzu.
Daphne Caruana Galizia starb im Oktober, als eine Bombe in ihrem Auto explodierte, während sie am Steuer saß. Im Dezember klagte ein Gericht drei bekannte Kriminelle wegen des Mordes an der Journalistin an. Was das Motiv der Angeklagten für die Tat sein könnte, ist bisher jedoch unklar. Alle drei Männer streiten ab, Caruana Galizia getötet zu haben.
Einer der Angeklagten beschwerte sich Anfang Mai, dass sein Recht auf ein faires Verfahren durch das Fehlen des Laptops von Daphne Caruana Galizia unter den Beweismitteln beeinträchtigt würde, so die Times of Malta. Sein Anwalt erklärte, ihr Laptop könnte „sensible Daten über dritte Parteien enthalten, die für den Mord verantwortlich sind“.
Zweifel an Unbefangenheit der maltesischen Behörden
Nach wie vor bleibt im Dunkeln, wer den Mord an Daphne Caruana Galizia in Auftrag gegeben hat. Für viele scheint sicher, dass die drei Angeklagten das Verbrechen lediglich im Auftrag ausführten. Es wird gemutmaßt, dass wichtige Figuren der maltesischen Mafia und auch Regierungskreise großes Interesse daran hatten, die Journalistin zum Schweigen zu bringen.
Empfohlener externer Inhalt
Familie Caruana Galizia spricht über den Mord (Guardian)
„Ich würde den Laptop meiner Mutter vor der Polizei verbrennen, wenn ich wüsste, wo er ist“, schrieb Caruana Galizias ältester Sohn Matthew Mitte April auf Facebook. „Es ist der Laptop des Premierministers, den die Polizei braucht, und nicht der meiner Mutter. Joseph Muscat, wo ist Ihr Laptop? Und wo ist der private joseph@josephmuscat.com E-Mail-Server, den sie vielleicht benutzt haben, um den Mord an meiner Mutter zu planen?“
Die Familie Caruana Galizias zweifelt an der Unbefangenheit der maltesischen Behörden. „Die Polizei führt sich auf nach dem Motto: Gebt uns den Laptop oder wir werden nicht ermitteln. Das können wir aber nicht tun. Wir vertrauen ihr einfach nicht“, sagte die Schwester Caruana Galizias, Corrine Vella, der Times of Malta im April.
„Es gibt zur Zeit keine unabhängige Institution zwischen Regierung und Bürgern in Malta. Der Mord an ihr wurde dadurch möglich“, kommentierte auch Caruana Galizias Sohn Andrew in einem Video des britischen Guardian im April.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Netzgebühren für Unternehmen
Habeck will Stromkosten senken