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Zeit fürGerechtigkeit

Erzgebirge Aue verbleibt nach dem siegreichen Relegationsduell gegen den Karlsruher SC in der Zweiten Liga, aber dort wird’s ungemütlicher

Veilchen mit innerer Raute: Aues Sören Bertram freut sich auf Duelle mit dem HSV Foto: dpa

Aus Aue Christoph Ruf

Sören Bertram hatte alle drei Treffer geschossen beim 3:1-Sieg seines FC Erzgebirge Aue gegen den Karlsruher SC. Kein Wunder also, dass der Arbeitstag des 26-Jährigen nach Ablauf des zweiten Relegationsspiels noch lange nicht zu Ende war. Von den Auer Fans wurde er auf Schultern getragen, von den Mitspielern fast erdrückt. Und als all das überstanden war, galt es auch noch, den Journalisten Rede und Antwort zu stehen. Und siehe da, der Mann hatte offenbar eine ganz besondere Motivation mit ins Spiel genommen: „Es stimmt, ich habe ein schwarz-weiß-blaues Herz“, sagte der in der Lüneburger Heide aufgewachsene Blondschopf. „Und der Trainer hat mich damit motiviert, dass es doch ganz schön wäre, wenn ich demnächst zweimal gegen den HSV spielen könnte.“

Zuvor hatte Aue nach dem 0:0 im Hinspiel das Versprechen von Trainer Hannes Drews eingelöst, „offensiv eine Schippe draufzulegen“. Es waren so viele Schippen, dass eine Karlsruher Mannschaft bis auf eine kurze Phase vor und nach dem 1:1 den Auer Angriffsschwung recht orientierungslos über sich ergehen ließ. Bei allen Toren von Bertram zeigte sich die KSC-Abwehr, die im laufenden Wettbewerb 21-mal ohne Gegentor geblieben war, anfällig. Die 2.000 KSC-Fans kapitulierten auch vor der akustischen Übermacht der Aue-Fans, die für Stimmung im frisch renovierten Erzgebirgsstadion sorgten.

Aue hatte sich in drei der vergangenen vier Saisonspiele über Benachteiligungen durch die Referees echauffiert. Im letzten Spiel in Darmstadt war das so auffällig, dass sich bundesweit Fans und Vereinsvertreter mit den Sachsen solidarisierten. Als spielstärkstes Team aus der unteren Tabellenhälfte hätte Aue nach einer mehr als soliden Saison mit 40 Punkten eigentlich nichts mit der Relegation zu tun haben dürfen. Umso größer war die Verbitterung im Erzgebirge in den vergangenen Tagen ausgefallen. „Zeit für Gerechtigkeit“, hatte ein lokales Anzeigenblatt nicht ohne Pathos getitelt. Das erste Statement von Aue-Trainer Hannes Drews war dann auch eine Referenz an die jüngsten Vorkommnisse: „Mit dem heutigen Sieg ist dann auch alles, was in Darmstadt passiert ist, passé.“

Alles andere als passé ist hingegen der Standortnachteil, der für den Traditionsverein aus dem Erzgebirge in der kommenden Saison noch stärker durchschlagen dürfte. Dann dürfte es für einen Verein wie Aue, der auf die Unterstützung vieler Mittelständler baut, ungeheuer schwer werden, einen konkurrenzfähigen Kader zusammenzubekommen. Der HSV und Köln werden mit Budgets ins Rennen gehen, die deutlich über 30 Millionen Euro liegen werden – allein für die Lizenzspieler. Aue plant mit einem Gesamtetat von 15,5 Millionen Euro. Der Klassenerhalt dürfte damit noch schwerer werden als in der gerade zu Ende gegangenen Saison.

Noch gravierendere Sorgen hat derweil der KSC, der nach der verlorenen Relegation um die Lizenz für die kommende Drittligasaison kämpft. Bis kommenden Dienstag müssen die Auflagen und Bedingungen erfüllt sein, die der DFB für die Lizenzerteilung verlangt. Rund 1,2 Millionen Euro an TV-Geld erwartet man in der 3. Liga, bei einem Aufstieg wären es mindestens 8 Millionen gewesen.

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