Hoffen auf eine humanitäre Lösung

Gülaferit Ünsal saß in der Türkei im Gefängnis. Nun lebt sie in Berlin und fordert Asylrecht

Von Peter Nowak

„Mein Name ist Gülaferit Ünsal. Ich forderte Asylrecht und soziale Hilfe“ – mehrmals wiederholt die Frau mit den dunklen Haaren diese Ansprache vor dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Berlin. Noch bis Donnerstag will die 48-Jährige diese Protestaktion täglich zwischen 13 und 14 Uhr wiederholen. In der letzten Woche hat sie bereits vor dem Amtssitz von Innensenator Geisel eine Erklärung verlesen.„Ich werde behandelt wie eine Terroristin. Daher komme ich zu Ihnen, um Ihnen zu sagen, ich bin ein Mensch, der Rechte hat“, erklärte sie dort.

Ünsal arbeitete als Stadtplanerin in Istanbul und engagiert sich in der linken DHKP-C, die auch militant in der Türkei agiert, aber auch in Deutschland als terroristisch eingestuft wird. Obwohl Ünsal keine Beteiligung an bewaffneten Aktionen vorgeworfen wurde, verurteilte sie das Berliner Kammergericht im Jahr 2013 wegen Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung nach § 129 b zu sechseinhalb Jahren Haft.

Anfang Januar 2018 wurde Ünsal aus dem Gefängnis entlassen. „Es war nur der Wechsel aus einem geschlossenen in ein offenes Gefängnis“, so ihr bitteres Resümee gegenüber der taz. Eigentlich wollte sie zurück nach Griechenland, wo sie lebte, bis sie auf Antrag der Justiz ausgeliefert wurde. Doch Ünsal durfte Deutschland nicht verlassen. Daraufhin stellte sie einen Asylantrag in Deutschland – doch das Berliner Ausländeramt erklärt sich für nicht zuständig.

Gülaferit Ünsal steht weiter unter Führungsaufsicht und darf keinen Kontakt zu Organisationen aufnehmen, die der Verfassungsschutz zum Umfeld der DHKP-C rechnet „Ich lebe in einem rechtlosen Zustand, habe keine gültigen Dokumente, bin ohne finanzielle Unterstützung und auch nicht krankenversichert“, klagt Ünsal.

Die Juristin und Bundestagsabgeordnete Canan Bayram hofft auf eine humanitäre Lösung für Ünsal und setzt sich dafür ein, dass die Frau eine Therapie im Berliner Zentrum für Folteropfer beginnen kann. Schließlich sei Ünsal in türkischen Gefängnissen Folter ausgesetzt gewesen und in ihrer Berliner Haftzeit mehrmals mit rassistischen Angriffen und Mobbing von Mitgefangenen konfrontiert gewesen, sagte Bayram der taz.