Klimabilanz 2017 des Umweltbundesamts: Weniger Treibhausgas für Strom

Die Stromerzeugung in Deutschland wird etwas klimafreundlicher. Doch die Emissionenen von Verkehr und Industrie nehmen zu.

Strommast auf grünem Acker

Was hier durchfließt, ist klimafreundlicher geworden: 110-Kilovolt-Hochspannungsleitung Foto: dpa

FREIBURG taz | 2017 sind für die durchschnittliche Kilowattstunde Strom in Deutschland erstmals weniger als 500 Gramm des Treibhausgases Kohlendioxid ausgestoßen worden. Das geht aus einer ersten Schätzung hervor, die das Umweltbundesamt (UBA) veröffentlicht hat. Mit durchschnittlich 489 Gramm CO2 je erzeugter Kilowattstunde sind die spezifischen Emissionen trotz des Atomausstiegs seit 2011 um 14 Prozent gesunken. Seit der deutschen Wiedervereinigung wurde der CO2-Ausstoß pro Kilowattstunde sogar um 36 Prozent vermindert.

Diese positive Entwicklung hielt bisher auch im Jahr 2018 an, wie die Bilanz nach den ersten fünf Monaten zeigt. Die Stromerzeugung aus Kohle liegt seit Jahresbeginn um mehr als 10 Prozent unter dem Vorjahreswert. Vor allem die Steinkohlekraftwerke wurden in den vergangenen Monaten häufig gedrosselt. Es ist ein Erfolg der erneuerbaren Energien: Nach Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung seit Jahresbeginn im Mittel bei gut 42 Prozent, in einigen Wochen sogar über der Marke von 50 Prozent.

Insgesamt sind Deutschlands Klimaerfolge dürftig

Damit wird immer deutlicher, dass im Stromsektor die Energiewende tatsächlich passiert. Aber eben nur dort: Weil im Verkehrssektor und in der Industrie die CO2-Emissionen zuletzt sogar noch stiegen, sind die Klimaschutzerfolge in Deutschland insgesamt dürftig. Bereits im März hatte das UBA mitgeteilt, dass in Deutschland im Jahr 2017 insgesamt 904,7 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt wurden, was nur bescheidene 4,7 Millionen Tonnen weniger waren als 2016. Die Treib­hausgasemissionen im Verkehr haben 2017 um 2,3 Prozent, im verarbeitenden Gewerbe um 3,0 Prozent zugenommen.

Dass die Energiewende bislang nur eine Stromwende ist, liegt vor allem daran, dass es ein wirkungsvolles politisches Instrument im Sinne des Klimaschutzes bisher nur im Strommarkt gibt – nämlich das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Fortschritte in anderen Sektoren könnte eine CO2-Abgabe bringen, wie sie in jeweils unterschiedlicher Ausgestaltung in Großbritannien, Frankreich, Schweden und der Schweiz bereits praktiziert und in den Niederlanden diskutiert wird.

Auch in Deutschland findet dieser marktwirtschaftliche Ansatz zunehmend Unterstützer. Zwischenzeitlich haben 52 Unternehmen und Verbände ein Papier unterzeichnet, das unter dem Titel „Für Innovationen und Investitionssicherheit“ von der Politik ein „investitionsrelevantes CO2-Preissignal“ fordert. Dar­unter sind auch große Firmen wie Siemens, Deutsche Telekom, Eon und EnBW.

Selbst der Bundesverband der Deutschen Industrie, der ansonsten nicht gerade als ökologischer Vordenker in Erscheinung tritt, betont, dass ein erfolgreicher Klimaschutz eine „wirksame CO2-Bepreisung“ brauche, ein „starkes Preissignal“. Dafür ist nach einer gängigen Einschätzung der Energiebranche ein Mindestpreis von 25 bis 30 Euro pro Tonne CO2 nötig.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.