piwik no script img

Die engagierte Kurdin in der Türkei

Platz 157 auf der Liste der Pressefreiheit: In der Türkei sitzt die Kurdin Reyhan Hacıoğlu in Haft – sie ist nur eine von 150 Journalisten im Gefängnis

Die kurdische Journalistin Reyhan Hacıoğlu wurde bei einer Razzia gegen die Zeitung Özgürlükçü Demokrasi (Freiheitliche Demokratie) Ende März 2018 verhaftet. Hacıoğlu wird in der Türkei vorgeworfen, sie sei Mitglied einer terroristischen Vereinigung. Die 31-Jährige sitzt in der Frauenhaftanstalt Bakırköy in Haft.

Geboren wurde Reyhan Hacıoğlu in einem Dorf in der Provinz Kars im Nordosten der Türkei. Sie wuchs als drittes von fünf Kindern auf. Schon ab der Mittelstufe zeigte sich, dass Reyhan gut schreiben konnte, ihre Geschichten wurden mit diversen Preisen ausgezeichnet.

Reyhan Hacıoğlu studierte Politikwissenschaft und Verwaltung. Ihre Schwester Rabia sagt, Reyhan habe es als erste Frau der Familie an die Uni geschafft. Für Reyhan Hacıoğlu wurde der Widerstand gegen Ungerechtigkeit und Repression zum Lebensthema. Ihr Text über Taybet Inan, die bei Ausgangssperren im Südosten 2016 getötet wurde und sieben Tage lang nicht bestattet werden konnte, avancierte zur Vorlage für einen Kurzfilm.

Ihr Kollege Inan Kızılkaya, der die Zeitung zeitweise als Chefredakteur leitete und selbst 441 Tage in Untersuchungshaft saß, betont den überragenden Schreibstil von Reyhan Hacıoğlu. „Für die kurdische Presse zu arbeiten ist eine politische Haltung. Mit diesem Bewusstsein übernahm Reyhan eine aktive Rolle in der Debatte über Frauen und Sexismus.“

Ihre Schwester Rabia erklärt, Reyhan Hacıoğlu werde keinesfalls aufgeben, wenn sie aus der Haft entlassen wird. Auch 2016, als ihre Kolleg*innen festgenommen wurden, sei sie gleich am nächsten Tag wieder zur Arbeit gegangen. Reyhan wähle bewusst Themen, die sonst unter den Teppich gekehrt werden, um darüber zu schreiben. Ihr Hauptthema aber verliere sie nie aus den Augen: Frauen! Gülten Sarı

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen