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Die Bildung eines handlungsfähigen Subjekts

Anlässlich des 25. Geburtstags der taz genossenschaft skizzierte Elmar Altvater die Zukunft der Zeitung

Ich war zu Beginn des Genossenschaftsprojekts Mitglied des Aufsichtsrats, in einer konfusen Zeit, in der die Chefredaktion der taz mehrfach ausgetauscht wurde und das Genossenschaftsprojekt zu sich selbst finden musste. Ich habe nur wenige erfreuliche Erinnerungen an diese Zeit, die schönsten sind noch die an die anstrengenden Aufstiege über die breite Treppe unters Dach, wo wir tagten.

Es war eine Umbruchzeit, kurz nach der deutschen Einigung. Der Markt wurde Normalität, kommunistische Ideen waren out. Auch in der taz, obwohl doch einige aus der Gründergeneration glühende Vertreter des chinesischen Weges zum Sozialismus waren. Damals sind die Konvulsionen zu wenig verstanden worden, die das Ende des „real existierenden Sozialismus“ ausgelöst hat: Es war der Beginn einer Zeit ohne Utopien, in der sich neoliberales Denken bis weit in die Linke hinein breit machen konnte. Breitbräsigkeit aber ist etwas für den Hintern, nichts für den Kopf.

Das wurde von vielen in der taz der 90er Jahre missachtet. Die Nägel der Tatze wurden stumpf in einem Prozess des aufhübschenden „mainstreaming“. Vielleicht ist das normal, zumal auch taz-Journalisten Karriere machen wollen. Was nicht wenigen von ihnen auch gelungen ist. Das war einer der verschlungenen Wege, auf denen das Projekt taz Wirksamkeit in der deutschen Medienlandschaft entfalten konnte. Das war und ist auch gut so. Aber es reicht im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts nicht aus.

Wie kann ein Zeitungsprojekt zur Bildung eines handlungsfähigen Subjekts beitragen, das die Krisen der Gegenwart strategisch zu bewältigen vermag? Krise der Natur, des Klimas, von Geld und Finanzen, der Arbeit, der Migrationen? Informationen, Motivation, Interpretationsangebote und vor allem: den politisch-ökonomischen und gesellschaftlich-kulturellen Zusammenhang aufzuzeigen sind die ureigenen Aufgabenfelder einer linken, kritischen Zeitung.

Es ist nicht einfach, das Abkippen in Dogmatismus einerseits und Larifari andererseits zu vermeiden und eine kritische, lebendige Linie zu verfolgen. Was nicht einfach ist, kann auch misslingen. Die taz hat aber mindestens weitere 25 Jahre vor sich, und in dieser Zeitspanne kann vieles besser werden.

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