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Ein Haus für Flüchtlinge

In Göttingen wurde ein Wohnheim besetzt

Von Reimar Paul

Es ist schon gute Tradition: In Göttingen ist in dieser Woche wieder mal ein leer stehendes Wohnheim besetzt worden. Bis vor einigen Monaten wurde es von Schülerinnen und Schülern des Goethe-Instituts genutzt. Das Institut, das innerhalb der Stadt umzieht, ist noch Mieter des Wohnheims und einer angrenzenden Villa. Eigentümerin ist die Stadt Göttingen, die den ganzen Komplex verkaufen will.

Die Aktivisten, die das Wohnheim seit Montag besetzt halten, wollen selbst nicht dauerhaft dort wohnen. Vorrangig, so lautet ihre Forderung, sollen dort Flüchtlinge einziehen, die derzeit in einem Sammellager im Göttinger Gewerbegebiet hausen. Diese hallenartige Unterkunft steht seit Langem in der Kritik: Es gibt dort keine abgetrennten Räume, das Licht in der Halle ist entweder überall oder gar nicht eingeschaltet, die Anbindung mit Verkehrsmitteln an die Innenstadt ist miserabel.

Mit ihrer verfehlten, auf Privatisierung und Investoren setzenden Wohnungspolitik verhindere die Stadt, dass bezahlbarer Wohnraum für Geflüchtete und andere Wohnungssuchende geschaffen wird, sagen die Besetzer. Das besetzte Haus hat sieben abgeschlossene Wohneinheiten sowie 30 Einzel- und Doppelzimmer mit gemeinschaftlichen Sanitäranlagen. Der Zustand ist gut.

Von CDU, SPD und FDP setzt es Kritik an den Besetzern. Linke, Jusos und Grüne Jugend unterstützen die Aktion. Sowohl dafür als auch dagegen ist die Ratfraktion der Grünen, sie ist im Kommunalparlament mit der SPD durch eine informelle Koalition verbunden. In einer Pressemitteilung stellten sich die Grünen hinter die Ziele der Besetzung, gleichzeitig befürworten sie aber den Verkauf des Wohnheims. Die Ratskollegen von der Linken mussten die widersprüchliche Erklärung nach eigenen Angaben mindestens zweimal lesen und wussten auch danach nicht, „ob wir lachen oder weinen sollten“.

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