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Selbst die Margarine war ein Symbol

Eine Ausstellung in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand über die bis 1933 aktive Organisation „Reichsbanner-Schwarz-Rot-Gold“

Von Katja Kollmann

Drei Pfeile, auf eine Hakenkreuzfahne aufgenäht und diese so aufhebend, ist das erste, was einem ins Auge sticht, wenn man die Sonderausstellung „Für Freiheit und Republik! Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold 1924 bis 1933“ in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand betritt. Dieses Foto vom 1.Mai 1932 zieht an. Man betrachtet die vielen Menschen, die sich um die Fahne der Eisernen Front gruppieren – auf dieser machtvollen Demonstration für die Weimarer Republik im Berliner Lustgarten.

Der Mann, der die Fahne trägt, hat abgetragene Kleidung und eine alte Schirmmütze, wahrscheinlich ist er einer der sechs Millionen Arbeitslosen im Reich. Ein anderer Mann mit weißem Hemd, exakt gebundener Krawatte und Hut steht vor der Fahne und zeigt auf die drei Pfeile. Reichsbanner, SPD, die Gewerkschaften und der Arbeiter-, Turn- und Sportbund hatten sich im Dezember 1931 vereinigt, um mit diesem Symbol zusammen die Republik zu verteidigen. Dieses Foto trägt in sich die Botschaft, die diese Ausstellung eindrücklich vermittelt: Es gab in der Weimarer Republik eine breite Koalition von unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen, die sich bis zur Machtergreifung der Nazis 1933 für die Bewahrung der Demokratie eingesetzt haben.

„In dem Willen, der deutschen Republik zu dienen, haben sich republikanische Kriegsteilnehmer am 22. 4. 1924 zum Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold zusammengeschlossen“, wird die Öffentlichkeit in der ersten Ausgabe der verbandseigenen Zeitung Das Reichsbanner informiert. Ehemalige Frontsoldaten werden „bei allen gewaltsamen Angriffen auf die republikanische Verfassung die Gegner der Republik niederkämpfen“, betont der Gründungsaufruf. 1926 hat das Reichsbanner 3,5 Millionen Mitglieder. Die meisten stehen der SPD nah, es gibt auch Mitglieder, die sich politisch beim Zentrum und der DDP (Deutsche Demokratische Partei) verorten.

Beim Betrachten der Ausstellungstafeln mit Porträts von kämpferischen Demokraten wie Kurt Schumacher und Theodor Heuss, beide Mitglieder des Reichsbanner, beim Lesen des kämpferischen Aufrufs der DDP-Politikerin Marie-Elisabeth Lüders „Frauen helft der Republik“ (1928) und immer wieder beim Betrachten der Fotografien, die zahlreiche Menschen bei den jährlichen Verfassungsfeiern am 11. August zeigen, überkommt einen Achtung und gleichzeitig Trauer. Otto Hörsing, der erste Bundesvorsitzende des Reichsbanners, schreibt in der Illustrierten Reichsbanner-Zeitung zum 4. Jahrestag des Verbandes am 22. 2. 1928 vorausschauend: „Leichter ist es, den Faschismus zu verhüten, als ihn dann, wenn er zur Herrschaft gekommen ist, wieder zu vertreiben.“

In der Vitrine liegen Reichsbanner-Anstecknadeln und ein altes Verbands-Liederbuch. Mit Reichsbanner-Uniformen, Verbands-Fahnen und bestimmten Liedern wurde der öffentliche Raum besetzt und gegen die Republikgegner verteidigt. Aber auch im Privaten war der Reichsbanner präsent: durch eine eigene Zigarettenmarke „Reichsbanner“ und Rei-Ba-Ma-Margarine „in schwarzrotgoldener Packung“.

Die Mitglieder waren organisiert, ab 14 war man im Vortrupp, ab 18 im Jungbanner, so verankerte der Verband in der Jugend das kritische Staatsbewusstsein. Am 19. Februar 1933 fand im Berliner Lustgarten die letzte große Reichsbanner-Kundgebung vor seiner gewaltsamen Auflösung statt. Der Vorsitzende Karl Höltermann hält seine letzte große Rede: „Freiheit rufen wie hinüber in die Wilhelmstrasse! Wir lassen uns das Recht am Staat nicht rauben, wer es auch immer versucht, stößt auf unerbittlichen Widerstand!“

Diese Ausstellung, die an Soldaten erinnert, die als überzeugte Demokraten die Weimarer Republik verteidigten, sollte dauerhaft zu sehen sein. Es sind Vorbilder für uns heute.

Bis 27. Juni in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand

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