Am Mittwoch tragen alle Kippa

Solidaritätsaktion vor der Jüdischen Gemeinde als Antwort auf den Angriff von vergangener Woche

Unter dem Motto „Berlin trägt Kippa“ ruft die Berliner Jüdische Gemeinde für Mittwoch zu einer Solidaritätsaktion auf. Zu der Kundgebung vor dem Gemeindehaus Fasanenstraße sind alle Berliner eingeladen. Hintergrund ist der gewalttätige Übergriff auf zwei Kippa tragende Männer am vergangenen Dienstag.

Berliner PolitikerInnen haben bereits ihre Unterstützung bekundet. Unter anderem sprachen sich die Delegierten des grünen Landesparteitags am Samstag geschlossen dafür aus, die Kundgebung solidarisch zu unterstützen. Die Landeschefs Nina Stahr und Werner Graf erklärten, die Partei stehe „an der Seite der Opfer. Intoleranz, Diskriminierung und Antisemitismus haben keinen Platz in unserer Stadt. Dafür gehen wir am Mittwoch auf die Straße und tragen Kippa.“

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, forderte in der Welt am Sonntag ein entschlossenes Vorgehen der Justizbehörden gegen den aus Syrien stammenden mutmaßlichen Täter. Dieser sollte „mit der vollen Härte des Gesetzes zur Verantwortung gezogen werden“. Dabei sollte auch sein Aufenthaltsrecht entsprechend der aktuellen Rechtslage geprüft werden.

Auch Auschwitz-Überlebende unterstützen die Solidaritätsdemonstration. Der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen ­Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, erklärte am Samstag, nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern Europas habe die Bedrohung von Überlebenden des Holocaust erheblich zugenommen. Dies führe bei den Betroffenen „zu der verstörenden Frage, ob ein zukünftiges jüdisches Alltagsleben ihrer Familien in europäischen Ländern noch vorstellbar, erwünscht und möglich ist“.

Der Antisemitismus habe sich „durch das Zusammenfließen rechtsextremer und islamistischer Faktoren des Hasses gegenüber jüdischen Menschen zu einem völlig neuen Bedrohungsszenario ausgewachsen“, so Heubner. Zur notwendigen aktuellen Empörung gehöre deshalb auch eine umfassende Analyse der entstandenen gesellschaftlichen Situation. Aus der jetzigen Empörungswelle dürfe keine Eintagsfliege werden, mahnte Heubner. (epd)