: Bier gibt’s doch nur am Wochenende
Vor dem heutigen Montagsspiel und Abstiegsduell trugen die Fans von FSV Mainz und SC Freiburgschon mal ein Protestspiel aus. An einem Termin, der für Auswärtsfans einfach besser liegt
Aus Mainz Frank Hellmann
Was sagt ein Trainer nach einem 4:9? Petr Ruman schimpfte. „Auch Kaderzusammenstellung und Scouting müssen wir hinterfragen“, meinte der Ex-Profi – und grinste. Alles nur Spaß.
Der Nachwuchstrainer vom SC Darmstadt 98 hatte die Betreuung einer Fan-Auswahl des FSV Mainz übernommen, die unter dem Motto „Samstag halb vier – Fußball, Bratwurst, Bier“ mit einem Spaßspielchen gegen Fans des SC Freiburg ein Zeichen gegen das fünfte und letzte Montagsspiel dieser Saison setzte. Für Ruman eine „super Aktion“.
Heute um 20.30 Uhr wird in Mainz das Abstiegsduell zwischen den Nullfünfern und dem Sportclub ausgetragen. Rund 2.000 Mainzer und 200 mitgereiste Freiburger schmetterten daher schon am Samstag im alten Mainzer Stadion voller Inbrunst: „Montagsspiele abschaffen.“
Die Idee dazu stammte von Jürgen Girtler von den Supporters Mainz. Der 59-Jährige hat schon in Oberliga-Zeiten die Nullfünfer („ich sage immer, ich war schon gegen Gummi Mayer Landau dabei“) unterstützt. „Kurz- und mittelfristig führen diesen Anstoßzeiten zu einem Zuschauerrückgang“, sagt Girtler.
Eine These, die der neue kaufmännische Mainzer Vorstand Jan Lehmann mit harten Zahlen unterfüttern kann: „Uns entstehen bei sechs angesetzten Heimspielen an Wochentagen – dreimal am Freitag, je einmal am Montag, Dienstag und Mittwoch – wirtschaftliche Nachteile.“ Im Schnitt hätten die Rheinhessen rund fünf Prozent Zuschauer weniger als gegen die gleichen Gegner der vergangenen Saison. Und heute werden gar nur 23.000 Zuschauer erwartet.
Für die Vereine ein Spagat: Einerseits haben sie für einen Fernsehvertrag gestimmt, der bis 2021 unwiderruflich die neuen Ausweichtermine vorsieht, andererseits sehen sie die Probleme.
Unter allen Umständen will die FSV-Führung verhindern, dass es so läuft wie beim Montagsspiel Borussia Dortmund gegen FC Augsburg. Da blieben die Fans zu Hause. In Mainz aber „richtet sich der Protest nicht gegen die eigene Mannschaft“, freut sich Lehmann. „Die Anhänger haben hier etwas geschaffen, statt etwas kaputtzumachen.“
Für Fan-Vertreter Girtler steht fest: „Wir können dieses System und die Ursachen nicht bekämpfen, aber wir können ein Zeichen setzen.“ Er betrachtet die Mainzer Fanszene als „Seismograf“ für die (Fan-)Stimmung im Lande, „weil wir mehr Familien und Frauen dabeihaben“. Nicht nur dafür wurde Girtler von den Fans genauso frenetisch gefeiert wie die Spieler.
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