: So tritt doch kein Underdog auf
Spielstarke, aber zu ineffiziente Eisbären verlieren zu Hause gegen München knapp mit 4:5. Die Finalserie ist damit ausgeglichen. Doch die Berliner zeigten erneut, dass sie es den Münchnern schwer machen wollen
Von Alina Schwermer
Ein Wiedertreffen mit dem Ex ist ja unter wenigen Bedingungen wirklich schön. Die Eisbären treffen den höchst erfolgreichen Ex regelmäßig wieder, jedenfalls oft genug, dass es nicht mehr sehr blöd ist. Trotzdem blieb es eine ironische Fußnote des Spiels am Sonntag gegen den EHC Red Bull München: dass auf dem Weg zu einem möglichen ersten Titel seit 2013 ausgerechnet Don Jackson im Wege steht.
Der Mann also, der die goldenen Zeiten der Berliner Eisbären als Trainer mit glücklicher Hand schmiedete. Von 2007 bis 2013 coachte Jackson die Berliner, war außerdem 2005 als Assistent mit dabei und ist damit verantwortlich für ganze sechs der sieben gesamtdeutschen Meisterschaften, die der Verein holen konnte. Heute bezieht Don Jackson seine Brötchen vom gut situierten Ligaprimus aus München, mit dem er in den letzten beiden Jahren ebenfalls Meister wurde. Und es gern wieder werden würde. Auf dem Weg dazwischen stehen die Eisbären.
Ein Hauch von Rebellion berührte die Arena am Ostbahnhof, als die wiedererstarkten Eisbären zum zweiten Finalspiel der Best-of-Seven-Serie auf den Münchner Dosenclub trafen. „Möge die Acht mit euch sein“, tönten die Berliner Fans in einer hübschen Choreografie, in Anspielung auf eine mögliche achte Meisterschaft – und eine erhoffte Rebellion gegen das dunkle Münchner Imperium. In der Rolle des anständigen Herausforderers fühlte man sich sichtlich wohl und hatte zwar nicht die Macht, aber zumindest die bessere Ausgangslage auf seiner Seite.
Das erste Spiel der Finalserie nämlich hatten die Berliner ein bisschen sensationell in München gewonnen. Doch die Führung hielt nicht lange. Im Kombinationsspiel und technisch ist der Titelverteidiger überlegen; mit Entschlossenheit drängten die Münchner von Anfang an aufs gegnerische Tor.
Im ersten Drittel war es trotz redlicher Gegenwehr der Berliner eine Frage der Zeit, bis das 0:1 fiel. Ein bisschen glücklich glichen die Eisbären kurze Zeit später aus und kämpften sich dann zurück ins Spiel. Zu Ende des ersten Drittels stand es 1:2, das auch ein 2:2 oder 3:2 hätte sein können.
„München ist besser gestartet“ bilanzierte Chefcoach Uwe Krupp nach der Partie. „Sie haben aus ihren Chancen mehr Kapital geschlagen. Wir haben unsere Tore nicht gemacht. Wir sind der Führung immer ein bisschen hinterhergelaufen.“
Die Verwertung der Chancen war das beinahe einzige, aber spielentscheidende Manko der Berliner. Über alle Drittel, davon am intensivsten im zweiten Drittel, gelang es, mit einer couragierten, konzentrierten Leistung die Münchner vor dem eigenen Tor zu ungewohnten Fehlern zu bringen.
Die Eisbären kombinierten präzise und elegant. Chancen reihten sie im Stakkato aneinander. Aber die Scheibe über die Linie zu bringen und die Überzahlsituationen zu nutzen gelang viel zu selten. Gleichzeitig lud das offensive Spiel der Berliner notgedrungen den Gegner zum Konter ein. Nach dem zweiten Drittel stand es 2:5, was schlechter klang, als es war. Über weite Strecken waren die Eisbären ein ebenbürtiger Gegner. Aber nicht schlau genug.
„Wir haben einen guten Job gemacht“, befand Krupp dennoch zu Recht. Mit großer Moral kämpfte sich sein Team trotz des Rückstands noch einmal auf 4:5 heran. Am Ende reichte es nicht. Mit ihrer Effizienz hatten die Münchner den Unterschied gemacht.
Damit es dieses Jahr zu einem Triumph gegen den Titelverteidiger reicht, müsste für die Eisbären, das wurde klar, schon sehr vieles zusammenkommen. Können aber könnte es. „Wir sind auf eine längere Serie vorbereitet“, kündigte der Trainer nach der Niederlage ein bisschen forsch an. Mittelfristig soll München hier wieder ein ernst zu nehmender Rivale erwachsen. Es würde der Liga jedenfalls guttun.
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