: Auf die Sattel, fertig, los!
Die Gewerkschaft FAU ruft am Freitag zu einer Fahrraddemo gegen den Lieferdienst Deliveroo auf
Von Daniél Kretschmar
„Wir werden wie immer unseren Fahrern zuhören und ihre Bedenken ernst nehmen.“ Die Stellungnahme des Lieferdienstes Deliveroo auf taz-Nachfrage vermeidet eine konkrete Bezugnahme auf aktuelle Proteste von FahrerInnen, die am Freitag einen Höhepunkt finden werden.
Die Basisgewerkschaft FAU ruft für 16.30 Uhr zu einer Fahrraddemo durch Kreuzberg auf. Vom Oranienplatz soll es bis zum Firmensitz von Deliveroo in der Schlesischen Straße 26 gehen. Anlass ist ein Aktionstag des Vereins aktion./.arbeitsunrecht gegen Ausbeutung und Unionbusting, also die aktive Behinderung gewerkschaftlicher Organisierung von ArbeitnehmerInnen.
In einer Onlinebefragung des Vereins war der Lieferdienst als Arbeitgeber mit besonderer Feindseligkeit gegenüber Gewerkschaftsaktivitäten identifiziert worden. Die an den Protesten beteiligten FahrerInnen haben dem Unternehmen in den vergangenen Wochen einen detaillierten Forderungskatalog vorgelegt.
So wird beispielsweise eine Übernahme der Unfallversicherung und die Zahlung einer Wartungspauschale verlangt, da Reparaturkosten bislang von den ArbeitnehmerInnen allein getragen werden müssen. Zudem sollen Wartezeiten vergütet werden, da Auftragsflauten bedeuten, dass FahrerInnen die als Selbstständige geführt werden, während ihrer Arbeitszeit ohne Entlohnung bleiben können.
„Wir arbeiten weiterhin mit Fahrern in ganz Deutschland auf unterschiedlicher Vertragsbasis zusammen. Wir wollen sicherstellen, dass unsere Fahrer zufrieden sind – und wir tauschen uns regelmäßig direkt mit ihnen aus, um dieses zu gewährleisten“, erklärt Deliveroo der taz. Organisierter Austausch scheint im Unternehmen aber nicht begrüßt zu werden. So versuchte Deliveroo den Aufbau eines Betriebsrates in Köln zu verhindern, unter anderem mit Erhöhung des Anteils selbstständiger FahrerInnen mit eingeschränkten Rechten.
Dieser Vereinzelung der ArbeitnehmerInnen möchte die Gewerkschaft FAU entgegenwirken. Sie sieht sich als Teil eines weltweiten Arbeitskampfes und nimmt Bezug auf ähnliche Aktionen in Barcelona, Brüssel und Hongkong. Clemens Melzer von der für den Protest verantwortlichen AG DeliverUnion formuliert es so: „Auf Dauer wird das Unternehmen den zunehmenden internationalen Druck nicht ignorieren können.“
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