Kommentar zur neuen Polizeispitze
von Stefan Alberti
: Theoretisch gut, doch der Praxistest kommt erst noch

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Stefan Alberti

ist Redakteur für Landes­politik

Der Innensenator könnte durchaus recht haben: Die Aufgabe, die Berliner Polizei mit ihren 23.000 Männern und Frauen zu führen, ist tatsächlich zu vielfältig, als dass sie sich allein erledigen ließe. Es braucht jemanden, für den (oder die) Digitalisierung kein Fremdwort ist, der oder die aber auch weiß, wie eine Waffe in der Hand liegt. Jemand, der sich der zentralen Aufgabe der Terrorbekämpfung widmet, aber auch die allerkleinste Dienststelle und das fehlende Sicherheitsgefühl im S-Bahnhof im Blick hat. Andreas Geisel setzt folglich auf eine Doppelspitze, auch wenn die bei ihm anders als bei den Grünen nominell aus einer Präsidentin und einem Vizepräsidenten bestehen soll. Ob das funktionieren wird, bleibt auch nach diesem Dienstag offen.

Barbara Slowik hat an diesem Tag einen soliden ersten Presse-Auftritt als neue Polizeichefin und erste Frau an der Spitze der Berliner Polizei gehabt. Strukturiert trug sie in der Pressekonferenz nach ihrer Ernennung durch den Senat Ideen vor und räumte von sich aus ein, dass manches nicht neu, aber trotzdem unabdingbar sei.

Das brachte einen ersten Eindruck. Die Frage aber, ob Geisels Konzept aufgeht, ob sich der Führungsjob tatsächlich aufteilen und mit zwei Personen besetzen lässt, ist erst nach dem 1. September zu beantworten, wenn der Vize seinen Dienst antritt. Nur im Alltag lässt sich sehen, ob die theoretisch so gute Idee in der Praxis umsetzbar ist. Damit es klappt, müssen Slowik und ihr künftiger Vize absolut harmonieren, sich gegenseitig akzeptieren – sie mit den Kompetenzen einer Juristin mit Doktortitel aus dem Ministerium, wo manche nur Alltagsferne vermuten, er mit dem Stallgeruch eines gelernten Polizisten.

Dann und nur dann kann diese Kopplung eine Erfolgsgeschichte werden. Dass eine Doppelspitze kein Selbstläufer ist, war bis Januar gut bei denen zu beobachten, die sie in die Politik eingeführt haben: bei den Grünen. In deren Bundesvorstand arbeiteten die langjährigen Co-Vorsitzenden Peter und Özdemir konsequent aneinander vorbei.