: Es mangelt an Betreuung
Kita-Selbstanzeigen aufgrund von Personalmangel wie in Brandenburg gibt es in Berlin aber noch nicht
Von Anna Klöpper
In Brandenburg zeigte sich zu Wochenbeginn der Kita-Träger Fröbel beim dortigen Bildungsministerium selbst an, weil er den gesetzlich vorgegebenen Betreuungsschlüssel nicht mehr einhalten kann. Auf Berlin übertragen könne man die Situation im Nachbarland allerdings nicht, sagt das auch hier tätige Unternehmen am Dienstag auf Nachfrage.
Zwar sind auch in die Hauptstadt-Kitas unter Zugzwang, weil sie den Betreuungsbedarf nicht mehr decken können, was sich in etlichen Kitaplatz-Klagen vor dem Verwaltungsgericht manifestiert. Doch der Druck im System hat unterschiedliche Ursachen: In Brandenburg bekommen die Kitas pro Platz täglich nur 7,5 Stunden Betreuung finanziert. Allein in den Fröbel-Kitas haben aber laut Träger ein Drittel der Eltern höheren Bedarf, deshalb geht die Rechnung nicht auf.
In Berlin hingegen bekommen die Kitas den Bedarf bezahlt, den das Jugendamt den Eltern bewilligt. Hier geht die Rechnung deshalb nicht auf, weil die Bildungsverwaltung den Fachkräftemangel nicht in den Griff bekommt: Stadtweit gibt es rund 10.000 Kitaplätze, die nicht belegt werden können, weil die Kitas nicht genügend Erzieher finden.
Die Folge: Die Träger halten zwar die Gruppengrößen ein, dafür werden die Wartelisten immer länger. „Im Zweifel belegen wir die Plätze nicht“, bestätigt Sabine Radtke, Fachreferentin Kita beim Paritätischen, der in Berlin 46.000 Kitaplätze anbietet. Eine Fröbel-Sprecherin sagt, es gebe aber derzeit „intensive Gespräche“ mit der Senatsbildungsverwaltung, wo man „die Kapazitäten noch erhöhen könne“. Im Einzelfall könne man auf drei Quadratmeter Platz pro Kind heruntergehen, derzeit ist ein halber Quadratmeter mehr vorgesehen.
Tatsächlich könnte es sein, dass Rot-Rot-Grün die gesetzlichen Vorgaben der Realität anpassen muss: Kürzlich entschied das Berliner Oberverwaltungsgericht, das Land müsse Eltern wohnortnahe Kitaplätze anbieten können, und zwar trotz Fachkräftemangels. Die Kitas könnten natürlich auch ihre Gruppen auffüllen – und sich dann, wie in Brandenburg, selbst anzeigen.
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