: Von Nîd zu Neid. Eine Wörterkunde
Das englische envy erfasst Neid und Missgunst. Das japanische 羨望Senbō setzt sich aus „neidisch sein“ und „wünschen, hoffen“ zusammen und ruft zur Selbstverbesserung auf. Im türkischen hasetwirkt sich Neid (der böse Blick) negativ auf die beneidete Person aus. зависть (russisch) ist etymologisch mit „sehen“ verbunden und bedeutete früher „in die Ferne schauen“. Misundelse(dänisch) beinhaltet auch Traurigkeit und Verzerrung. (lz)
Neid: Wenn wir jemandem seinen Besitz oder Erfolg nicht gönnen und diesen selbst haben möchten. Kommt vom althochdeutschen nîd (auch nîdh, nîth) bzw. dem mittelhochdeutschen nît. Trug früher die Bedeutung einer Absicht, dem Feind im Kampf zu schaden. Etymologischen Forschungen zufolge war der Begriff bis ins Neuhochdeutsche hinein im Sinne von „Eifer“ positiv konnotiert.
Missgunst: Kann aus Neid resultieren. Hier steht die ablehnende Haltung gegenüber der anderen Person im Vordergrund, also wenn wir der Person schaden wollen oder ihr etwas wegnehmen möchten.
Eifersucht: Im Gegensatz zum Neid überwiegt hier nicht ein Wunsch, sondern die Verlustangst. Wir fürchten, die Liebe oder die Eigenschaften einer Person mit anderen teilen oder abgeben zu müssen.
Gunst: Das Gegenteil von Neid. Wohlwollende Neigung zu jemandem.
Gönnen: Wenn wir einer Person ihr Glück und ihren Erfolg neidlos zugestehen.
Minderwertigkeitsgefühl: Dieses entwickeln wir, wenn wir glauben, anderen körperlich, geistig, materiell oder sozial unterlegen zu sein. Meist unterschätzen wir dabei die eigene Leistungsfähigkeit und überschätzen die Überlegenheit anderer. Manchmal entwickelt sich daraus ein übersteigerter Ehrgeiz, durch den wir andere abwerten. Der Begriff stammt aus der Individualpsychologie.
Hater: Vom englischen „Hassen“. Es geht dabei gar nicht so sehr um Hass, sondern um das Öffentlichmachen der Abneigung gegenüber jemandem. Hater sind nicht Neider an sich, denn sie möchten nicht wie die andere Person sein, sondern dieser schaden. Der Begriff kommt aus der HipHop-Szene und ist Teil der Netzkultur. Doch wer Hater hat, kann sich auch glücklich schätzen: Wenn man polarisiert, ist das ein Zeichen für Erfolg!
Toi, Toi, Toi!: Dieser Spruch hatte früher die Funktion, nicht den Neid böser Geister zu wecken. Heute bedeutet er „viel Glück“. Der Wortlaut hat das ab dem 18. Jahrhundert als unhöflich empfundene dreimalige Auf-den-Boden-Spucken ersetzt. Lisa Zeller
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