petition der woche: Unser Schwein Olivia soll bei uns wohnen bleiben
Anlass der Petition: ein Verbot von Schweinen als Haustiere
Das will die Initiatorin: Ihr Schwein soll weiterhin bei ihr leben
Das will sie wirklich: Verständnis, dass Minischweine auch normale Haustiere sind
Es war Mitte März, Tammy Wood kam gerade vom Rathaus in La Valle im amerikanischen Bundesstaat Wisconsin zurück. In dieses 400-Seelen-Dorf war sie fünf Monate zuvor, im Herbst 2017, mit ihrer Familie gezogen. Familie, das ist für Wood: ihr Ehemann Brian, die zwei vierzehn- und sechzehnjährigen Töchter und Olivia, ihr Minischwein. Das Problem: Olivia darf eigentlich gar nicht in La Valle leben. Denn Schweine als Haustiere zu halten ist da verboten. Genau darüber hatte Wood eben im Rathaus gesprochen.
Besorgt betrat sie ihr neu erstandenes, aber renovierungsbedürftiges Haus und legte sich zu Olivia. Seit das Hausschwein vor zweieinhalb Jahren in die Familie kam, hat sie ihr eigenes Kinderbett. Das hat genau die richtige Größe für sie und steht im neuen Haus direkt neben dem elterlichen Schlafzimmer.
Olivia legte ihren Rüssel auf Woods Schoß ab und drückte ihren 70 Kilo schweren Körper an sie. Das Minischwein hat es gern, wenn es umarmt und gekrault wird. Wood, ihr Handy in der Hand, tippte einen Post auf Facebook: Wie betrübt sie war und dass sie Olivia auf gar keinen Fall verlieren wollte. Sofort reagierten viele Freunde, und fragten, was sie tun könnten. Da kam ihr die Idee: „Ich starte eine Petition, dann haben die Leute wenigstens das Gefühl, dass sie helfen.“ So sagt es Wood am Telefon. Inzwischen haben mehr als 45.000 Menschen die Petition auf change.org unterschrieben. Dafür, dass Olivia bleiben kann.
Die Familie war nach La Valle umgezogen, weil sie in einer Notlage waren. Sie hatten ihr altes Zuhause in „einer Verkettung unglücklicher Umstände“, wie das Wood nennt, an die Bank verloren. Innerhalb von 45 Tagen mussten sie ein neues Heim finden.
In der Schnelle dachte niemand daran, die Tier-Verordnungen des neuen Dorfes zu prüfen. Genau die sind jetzt das Problem: Schweine, und so auch Minischweine, stehen auf einer Liste verbotener Tiere. Sie werden in einem Atemzug erwähnt mit Hyänen, Nilpferden und Krokodilen. Schweine sind verboten, da es Nutztiere seien, so die Dorfverwaltung auf Anfrage.
Doch es gebe immer mehr HaustierhalterInnen, die ihre Liebe zu Minischweinen entdecken, erklärt die American Mini Pig Association. In manchen amerikanischen Städten dürfen Minischweine bereits als Haustiere gehalten werden, so auch in dem Ort Kendall in Wisconsin, wo Familie Wood zuvor lebte.
Für Wood ist Olivia ein ganz normales Haustier. Sie vergleicht ihr Schwein ständig mit einem Hund: „Sie gibt genauso viel Liebe.“ Stubenreinheit musste man mit ihr, wie mit einem Hund, trainieren. Der große Unterschied: Wäre Olivia ein Hund, wäre sie nicht illegal in La Valle.
„Ihr Verlust würde nicht nur unsere Familie zerstören, sondern auch Olivia traumatisieren“, schreibt Wood in der Petition. Schließlich ist Olivia, seit sie mit zwei Monaten in die Familie kam, fest eingebunden ins Familienleben. Zum Beispiel beschwert sie sich, wenn sie abends nicht mit ihrer Lieblingsdecke zugedeckt wird. Sie stupst dann so lange mit ihrem Rüssel einen der Menschen in der Familie an, bis jemand genau das tut.
Am 9. April entscheidet der Dorfrat in La Valle über Woods Anliegen. Wie wahrscheinlich es ist, dass die Regelung kippt, dazu will man sich nicht äußern. Lisa Becke
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